Das Institut für Politikwissenschaft
Modul 9
Aufbaumodul 5: Politische Theorie und Vergleich – Perspektiven der Kritik
Lernziele des Moduls:
Die Studierenden vermögen Grenzen und blinde Flecken unterschiedlicher Theorien im Rahmen vergleichender Forschung zu erkennen und die Bedeutung von Paradigmenwechseln in der Wissenschaft zu reflektieren.
Vorlesung: Wissenschaftstheorie
Wissenschaftstheorie ist der zwangsläufige Effekt theoretischer Ansprüche. Der Anspruch, Erkenntnisse theoriebasiert zu formulieren, wirkt auf die Theorie selbst zurück und fordert eine Meta-Theorie. Wissenschaftstheorie befasst sich in diesem Sinne mit der wissenschaftlichen Beobachtung der wissenschaftlichen Beobachtung unter besonderer Berücksichtigung ihres Theorie- und Methodengehalts.
mögliche Inhalte
- Reichweite, Grenzen und Kritik der (vergleichenden) Politikwissenschaft
- Problematisierung der Sortierhilfen zur Kategorialisierung von Theorien und Methoden
- Positivismus und Kritischer Rationalismus
- Erklärung versus Beschreibung: „Was“-Fragen und „Wie“-Fragen
- Frage nach dem Standpunkt von politikwissenschaftlicher Kritik
- Wahrheitskonzepte
- das Problem des „blinden Flecks“ von Politiktheorien und die Frage nach dem Umgang mit Theorien- und Methodenpluralität
- die gesellschaftliche Funktion der Politischen Wissenschaft
- die konstitutive Rolle des Nicht-Wissens in modernen Gesellschaften
Seminar: Innovation und Wandel
Politische Begriffe „leben“, wie nicht zuletzt die Neuauflagen von Lexika zeigen. Denn Begriffe sind Vereinbarungen, auf die man sich zu bestimmten Zeiten sozial verständigt hat. Politikbegriffe haben somit eine Geschichte und von daher auch eine Zukunft. Im historischen Veränderungsprozess beeinflussen sich der „Begriff“ und die „Realität“ gegenseitig – in Phasen gesellschaftlichen Wandels ist deshalb häufig umstritten, ob eine empirische Veränderung (z.B. die Herausbildung von Politiknetzwerken) etwa in demokratie-politischer Hinsicht ein „Defizit“ oder eine „neue Qualität“ signalisiert. Die Einschätzung hängt ab von den gesellschaftstheoretischen Grundannahmen und den darauf aufbauenden Politikkonzepten. Über Jahrhunderte hinweg wurden die politikwissenschaftlichen Begrifflichkeiten auf den nach innen und außen souveränen Nationalstaat als Referenzrahmen bezogen. Die Unterminierung der Voraussetzungen des neuzeitlich fixierten territorialen Staatsbegriffs durch Entgrenzungsprozesse „nach innen“ (Stichwort kooperativer Staat) und „nach außen“ (Stichwort: Globalisierung / Europäisierung) in jüngster Zeit macht den als selbst-verständlich gesetzten Ausgangspunkt Politischer Theorie zunehmend problematisch. Auf diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie tradierte Begriffe mit „neuen“ Inhalten angereichert werden können bzw. welche neuen Begrifflichkeiten Orientierungshilfen bieten, um die veränderten Realitäten in der komplexer gewordenen Welt des 21. Jahrhunderts angemessener zu erfassen.
mögliche Inhalte
- neue Staatssemantiken und die Rolle des Staates im 21. Jahrhundert
- Grenzen von Privat und Öffentlich und die legitimen Räume staatlichen Handelns
- Verschränkung gesellschaftlicher Teilbereiche (z.B. Medialisierung/Verwissenschaftlichung etc. des Politischen sowie Politisierung von Medien/Wissenschaft etc.)
- Ansätze einer Internationalen Politischen Theorie (Erfordernis subdisziplinüberschreitender politikwissenschaftlicher Begrifflichkeiten in einer sich globalisierenden Welt)
- Weltsystemtheorie und Weltgesellschaftskonzepte
- Kontingenz als Orientierungsmarke zur Re-Konzeptualisierung von Politikbegriffen im 21. Jahrhundert