Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Projektstudium für künftige Sozialarbeiter

Einmischen aus Prinzip

[15.06.2009] Ein einzigartiges Erfolgsmodell gelungener Theorie-Praxis-Kooperation feiert Geburtstag: Seit zehn Jahren können Studierende des Studiengangs Soziale Arbeit an der Universität Duisburg-Essen (UDE) im Essener Stadtteil Altendorf ein dreisemestriges Theorie-Praxis-Projekt im Bereich der „Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit“ absolvieren. Das kommt nicht nur den Betroffenen zugute, auch die Studierenden profitieren davon.

Projektstudentin Julia Raspel: "Mein Diplomstudium verlief sehr theoretisch, deshalb bin ich froh, dass ich im Theorie-Praxis-Projekt die Möglichkeit bekommen habe, Soziale Arbeit auf ganz andere Art und Weise zu studieren. Selbst zu erleben, wie sich hier Selbsterfahrung, Theorievermittlung und Praxis miteinander verbinden lassen, hat mich in meinem Berufswunsch gestärkt und nimmt mir die Angst vor den realen beruflichen Anforderungen."

Neben Altendorf wird das Projekt derzeit auch in Essen-Katernberg und Bergmannsfeld/Hörsterfeld durchgeführt. Basis ist ein Kooperationsvertrag zwischen der UDE, der Stadt Essen und ortsansässigen Verbänden der freien Wohlfahrtspflege. Insgesamt können pro Semester 40 bis 50 Studierende in den drei Essener Standorten ausgebildet werden. Das Projektstudium hat Tradition: Mehr als 1.000 Studierende haben in den vergangenen 30 Jahren dieses Trainingsprogramm absolviert - unter realen Bedingungen und betreut durch das Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung (ISSAB) im Fachbereich Bildungswissenschaften.

Lösung zusammen mit den Betroffenen entwickeln

ISSAB-Projektkoordinatorin Dr. Gaby Grimm: „Das Besondere ist, dass wir die konkrete Bedarfslage in den Stadtteilen aufgreifen und gemeinsam mit der Wohnbevölkerung aktiv werden.“ Kernelement ist die praktische Tätigkeit vor Ort, die von Fachkräften begleitet und verantwortet wird. Zu den Praxisfeldern zählen beispielsweise die Begleitung von „Interkulturellen Dialogen“, Aktivtäten im Bereich der „Altersgerechten Quartierentwicklung“, Begleitung von Aktivitäten eines Mehrgenerationenhauses, Tätigkeiten in der Jugendhilfe, Schulsozialarbeit, die Begleitung von Mieterinitiativen, Jugendarbeit, Förderung nachbarschaftlicher Aktivitäten oder auch die Unterstützung und Auswertung mobilisierender Befragungen.

„Unsere sozialraumorientierte Arbeit setzt dort an, wo der Lebensalltag der Menschen stattfindet, wo sie wohnen, zur Arbeit fahren oder zur Schule gehen, wo sie Nachbarn treffen oder Feste feiern. Der Stadtteil ist aber auch der Ort, an dem soziale Probleme entstehen, sich zeigen oder z. B. durch unzureichende Infrastruktur verstärkt werden. Sozialarbeiter fragen die Menschen nach ihren Vorstellungen, Interessen und Stärken, aktivieren und unterstützen sie“, so Prof. Dr. Wolfgang Hinte. Dabei werden auch die herkömmlichen Grenzen Sozialer Arbeit überschritten. Denn die Fachkräfte mischen sich ein in Stadtplanung, Kommunal-, Arbeitsmarkt- und Wohnungspolitik, um das soziale und kulturelle Leben zu verbessern neben den baulichen und ökonomischen Strukturen im Wohnquartier.

Praxisschock: nein danke!

Studierende können dabei ihre theoretische Ausbildung mit sozialarbeiterischer Praxis verknüpfen und haben so die Möglichkeit, eine berufliche Identität und persönliche Handlungskompetenzen zu entwickeln. Sie treten in unmittelbaren Kontakt mit Stadtteilbewohner und können ihre persönlichen und kommunikativen Kompetenzen erkennen, reflektieren und ausbauen.

Diese praktische Tätigkeit wird durch weitere Ausbildungsbausteine mit theoretischen, methodischen und selbstreflektorischen Inhalten verbunden. So entwickeln die Studierenden ein hohes Maß an professioneller Kompetenz und sind für ihre spätere berufliche Tätigkeit gut vorbereitet. Gaby Grimm: „Das bestätigen uns sowohl zahlreiche Absolventen als auch Fachkräfte etwa der kommunalen Verwaltung, von Wohlfahrtsverbänden, freien Träger und auch Wohnungsbaugesellschaften.“

Weitere Informationen: www.uni-due.de/issab, Dr. Gaby Grimm, T. 0201/43764-0, gaby.grimm@uni-duisburg-essen.de

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430, beate.kostka@uni-due.de

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