Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Sexuell aktive Graumullen altern anders
[06.08.2009] Nahezu unbeachtet lebten die etwa fünfzehn Zentimeter großen Nager auf dem afrikanischen Kontinent. Doch seit Zoologen an der Universität Duisburg-Essen (UDE) ihre Lebensweise analysieren, wird deutlich, dass die unscheinbaren Graumullen wertvolle Erkenntnisse in der Alterungsforschung ermöglichen. Für seine Arbeit bekam Dr. Philip Dammann, Zoologe am Zentralen Tierlabor des Universitätsklinikums Essen und Mitarbeiter der Abteilung für Allgemeine Zoologie an der UDE, jetzt einen Forschungspreis in Höhe von 10.000 Euro. Mit Hilfe der Afrikanischen Graumullen will er mehr über das Altern beim Menschen erfahren.
Graumullen werden seit langem an der UDE beobachtet. Die fast blinden, unterirdisch lebenden Nagetiere bilden große Kolonien, in denen sich – ähnlich wie in Staaten von Ameisen oder Bienen – nur ein einziges Gründerpaar fortpflanzt. Die anderen hingegen kümmern sich um den Nachwuchs und andere Kolonie-Belange, ohne selbst sexuell aktiv zu werden. „Das Besondere ist, dass die reproduktiven Tiere viel langsamer altern als die Helfer“, beschreibt Dr. Dammann eines der wichtigsten Ergebnisse, das er gemeinsam mit dem Leiter der Abteilung, Prof. Dr. Hynek Burda, durch eine Analyse von Langzeit-Zuchtdaten der Tiere herausgefunden hat. Die Forscher stellten dabei fest, dass Tiere, denen Gelegenheit zu sexueller Aktivität und zur eigenen Familiengründung gegeben wurde, im Durchschnitt doppelt so lange lebten wie solche, die ihr ganzes Leben lang als nicht-reproduktive Helfer in der Geburtskolonie blieben.
Dieses ungewöhnliche Alterungsmuster soll nun genauer unter die Lupe genommen werden. Dabei werden in Zusammenarbeit mit Biochemikern der Case Western Reserve University in Cleveland/Ohio ausgewählte Proteine untersucht. „Uns interessiert, wie sich ihre Struktur im Laufe des Alterns verändert, und ob diese altersbedingten Veränderungen bei sexuell aktiven Tieren langsamer ablaufen als bei den ‚asexuellen‘ Helfern“, so Dammann. „Sollte sich dies bestätigen, wäre ein wichtiger Schritt getan, Graumullen als Modellorganismen für die Alterungsforschung zu etablieren.“ Da sich die untersuchten Proteine in der Haut der Tiere befinden, die sich ständig erneuert, kommt kein Tier zu Schaden – ein großer Vorteil, der sicher eine wichtige Rolle bei der Preisvergabe der „Gesellschaft für Versuchstierkunde – Society for Laboratory Animal Science (GV-SOLAS)“ gespielt hat.
Weitere Informationen: Dr. rer. nat. Philip Dammann, Tel. 0201/723-4663, Philip.Dammann@uk-essen.de
Redaktion: Katrin Braun, Tel. 0203/379-1488
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