Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Parini – der unbekannte Dichter
[10.11.2009] Giuseppe Parini – in Italien ein Begriff, in Deutschland kennt man bestenfalls den Namen. Dabei zählt der Lombarde zu den bedeutendsten Autoren der italienischen Literatur des 18. Jahrhunderts, und kein geringerer als Goethe sorgte für eine der ersten und bis heute seltenen Parini-Übersetzungen. Eine Wissenslücke schließt der Romanistikprofessor Dr. Helmut Jacobs von der Uni Duisburg-Essen (UDE) mit seinem neuen Buch „Giuseppe Parini in Vergangenheit und Gegenwart“*. Auf 160 Seiten geht es um Leben und Werk des in Mailand aufgewachsenen und verstorbenen Dichters (1729-1799), aber auch um die Rezeption in Spanien.
„Es ist schade, dass sich die Deutschen so schwer tun mit Parini“, bedauert Jacobs. „Schon zu seinen Lebzeiten wurde er europaweit gelesen. Er war bekannt für seine ironischen Gedichte und für sein Hauptwerk Il Giorno, eine Satire auf den Müßiggang des Adels und dessen Luxus. Vor allem in Spanien haben seine Werke die Entwicklung der Lyrik entscheidend geprägt, und etliche herausragende Dichter wie Juan Meléndez Valdés oder Manuel José Quintana sind von Parini beeinflusst.“
Natürlich ließ sich Parinis Lyrik leichter von einer romanischen Sprache in die andere übertragen. „Aber das allein erklärt nicht seinen Erfolg in Spanien“, betont Jacobs. „Parinis Strategie war es, Kritik an sozialen und politischen Missständen zu üben, indem er sie in einer stilistisch anspruchsvollen Sprache darbot. Das ließ sogar die Zensur in Italien durchgehen. Und das beeindruckte auch in Spanien, wo ähnliche Verhältnisse herrschten.“
Ein Revolutionär war Parini dennoch nicht. Vielmehr führte er ein Leben zwischen Konformität und aufklärerischer Kritik. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, studierte Theologie, schaffte es an die bedeutende Accademia dei Trasformati, eine literarische Institution in Mailand, war später Hauslehrer und Erzieher bei Adligen und zeitweise auch als Journalist tätig. Diesen Werdegang Parinis, der eigentlich Parino hieß und im kleinen Dorf Bosisio als Sohn eines Seidenhändlers geboren wurde, skizziert Jacobs im ersten Teil seines Buchs. Im zweiten Teil stellt er die wichtigsten Werke des Dichters kurz vor: die lyrischen Texte, das von Wolfgang Amadeus Mozart vertonte Libretto Ascanio in Alba und natürlich Il Giorno. Im dritten Teil geht es um die Parini-Rezeption in Spanien vom 18.-20. Jahrhundert.
Auf den hierzulande unbekannten Literaten kam Helmut C. Jacobs nicht zufällig. Der UDE-Professor erforscht die Gesellschaftskritik in der Literatur der französischen, italienischen und spanischen Aufklärung, auch die in den Bilddarstellungen enthaltene wie in Goyas Caprichos. „Dabei stößt man zwangsläufig auf den großen europäischen Aufklärer Parini, der meisterhaft seine ansprechende, oft ironische Sprache für seine Gesellschaftskritik einzusetzen wusste.“
*Jacobs, Helmut C.: Giuseppe Parini in Vergangenheit und Gegenwart. Die Rezeption eines italienischen Dichters in Spanien, 2009, Königshausen u. Neumann
ISBN: 978-3-8260-4118-1
Weiterte Informationen: Prof. Dr. Helmut Jacobs, Tel. 0201/183-3891, helmut.jacobs@uni-due.de
Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429
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