Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Biomolekulare Materialien auf dem Vormarsch
[11.03.2010] International, interdisziplinär, innovativ – so lauten die Schlagworte des NRW-Symposiums „Biomaterials 2010“ vom 17. bis 19. März an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Organisiert wird das Expertentreffen von Prof. Herbert Jennissen, Leiter der Arbeitsgruppe Biochemische Endokrinologie am Institut für Physiologische Chemie der Medizinischen Fakultät.
Erwartet werden mehr als 120 Teilnehmer aus den Bereichen Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie aus dem Gebiet der Biomaterialien und der regenerativen Medizin in der Industrie, um sich über neue Materialien und Methoden in der Implantologie auszutauschen. Die Spitzenforschung auf dem Gebiet der Biomaterialien in NRW – mit Schwerpunkten in den Universitätsstädten Essen, Bochum und Aachen – wird durch den Besuch von Gästen aus 23 Ländern unterstrichen, darunter aus den USA, Kanada, Israel, Frankreich, Schweiz, Österreich, Niederlanden und Kroatien.
Prof. Jennissen: „Von diesen Experten können unsere Nachwuchswissenschaftler vieles lernen. Außerdem haben sie die Chance, ihnen in Kurzvorträgen und Postern schon eigene Forschungsergebnisse vorzustellen und zur Diskussion stellen.“ Zentrales Thema der „Biomaterials 2010“ sind die neuen "biomolekularen Materialien", die neben den Metallen, Keramiken und Polymeren Werkstoffen eine zunehmend große Rolle spielen.
Darunter fallen alle bio- oder gentechnisch hergestellten Materialien und Moleküle biologischer Herkunft. Das Besondere daran ist, dass aufgrund ihres Ursprungs viele von ihnen sofort körperverträglich sind. Manche dieser Materialien fallen sofort ins Auge, wie Kollagenmembranen, Fibrinkleber oder gentechnisch hergestellte Seiden vom Seidenspinner oder von Spinnen. In anderen Fällen benutzt man Nano-Multischichten, z.B. aus künstlichen Proteinen, um völlig neue Oberflächen auf Implantaten aufzubauen.
Wachstumsfaktoren heilen schneller und verträglicher ein
Als biomolekulare Materialien weniger sichtbar sind spezielle Wachstumsfaktoren, die zu Kompositen mit Metallen, Keramiken oder Polymeren verarbeitet werden und nicht nur verträglicher sind, sondern auch schneller einheilen können. Eine Schlüsselrolle spielt dabei zurzeit das BMP-2 (bone morphogenetic protein 2), da man inzwischen gelernt hat, diesen Wachstumsfaktor auch erfolgreich beim Menschen klinisch anzuwenden.
Weitere wichtige Themen sind die Angiogenese (Bildung neuer Blutgefäß) und angiogenetischen Wachstumsfaktoren sowie die Organprotektion, die auch zu implantierende Organe während der Operation schützen kann. Neue Technologien im Bereich der Biomaterialien erreichen schon jetzt oder bald die Kliniken, wie das Knochen-Schweißen (Bone-Welding) oder dauerhafte antibakterielle Implantate mit antibiotischen, sich nicht erschöpfenden Oberflächen. Gleich bedeutungsvoll sind neue Erkenntnisse über die Gewebewirkung der durch Abrieb und Ermüdung von Implantaten entstandenen Mikro- und Nanopartikel sowie deren biomechanischen Entstehungsursachen.
Schließlich müssen alle neuen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Biomaterialien für die Anwendung am Patienten industriell umgesetzt werden, was Massenproduktion, Verpackung und Vertrieb erfordert. Deshalb beteiligen sich auch zahlreiche Firmen an dem Symposium. Prof. Jennissen: „Wir erhoffen uns von diesem Symposium international relevante Impulse für den Biomaterialbereich. Deshalb werden nicht nur die Kurzreferate der Tagung, sondern auch die Hauptvorträge in den weltweit gelesenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.“
Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430
Weitere Informationen: www.biomaterials.uni-due.de, Prof. Herbert Jennissen, Institut für Physiologische Chemie der Medizinischen Fakultät, Tel. 0201/723-4125, hp.jennissen@uni-duisburg-essen.de
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