Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

vor dem Rabbinerhaus (v.l.) Prof. Brocke, OB Paß und Rektor Radtke
vor dem Rabbinerhaus (v.l.) Prof. Brocke, OB Paß und Rektor Radtke
Steinheim-Institut und Gesundheitsökonomisches Zentrum

Neue Mieter im Rabbinerhaus

[08.07.2011] Zwei UDE-Institute sind kürzlich in das tradtionsreiche Essener Rabbinerhaus eingezogen und feierten dies am 7. Juli zusammen mit 100 Gästen und Freunden. Die neuen Mieter sind das Steinheim-Institut, das der Uni als An-Institut verbunden ist, und das Gesundheitsökonomische Zentrum der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften.

Das Salomon Ludwig Steinheim-Institut
für deutsch-jüdische Geschichte

Das vor 25 Jahren gegründete Steinheim-Institut wird das erste bis dritte Obergeschoss beziehen. Benannt wurde es nach einem Mediziner, Religionsphilosophen und Gelehrten, der Anfang des 19. Jahrhunderts als Arzt in Altona praktizierte. Unter der Leitung des Judaisten Prof. Dr. Michael Brocke erforscht die interdisziplinäre Einrichtung als An-Institut der Universität Duisburg-Essen die Geschichte und Kultur der Juden im deutschen Sprachraum. Brocke: „Das Besondere unseres Instituts ist, dass wir unser Augenmerk vor allem auf die höchst fruchtbare innerjüdische und die jüdisch-deutsche Beziehungsgeschichte richten, die sich seit der frühen Neuzeit entwickelt haben.“

Das Steinheim-Institut ist überregional bekannt durch die systematische Erforschung jüdischer Friedhöfe in mehreren europäischen Ländern. Über hundert dieser „Häuser der Ewigkeit“ wurden bisher untersucht und dokumentiert. Mehr als 22.000 Inschriften von Grabdenkmälern wurden in einer öffentlich zugänglichen mehrsprachigen Bilddatenbank (epidat) erfasst, die Genealogen und Wissenschaftler gern nutzen. Außerdem erscheinen Dokumentationen in Buchform, darunter jüngst „Verborgene Pracht. Der jüdische Friedhof in Hamburg-Altona“.

Die umfangreiche Bibliothek und Briefsammlung verlangt knapp 600 laufende Regalmeter. Hohen Seltenheitswert hat die Sammlung hebräischer Aufklärer, darunter Erstausgaben von Werken Moses Mendelssohns. Neben sorgfältig edierten Nachlässen sind diese Schätze eine wichtige Quelle, um das dichte Beziehungsgeflecht zwischen jüdischer und allgemeiner Gesellschaft zu erforschen. Mit ihnen lassen sich auch viele neue Aspekte entdecken und das in religions- und sozialgeschichtlicher sowie literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive.

Das Gesundheitsökonomische Zentrum CINCH

In das Erd- und Dachgeschoss wird das Gesundheitsökonomische Zentrum (CINCH) der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität einziehen. CINCH steht für Competence in Competition and Health und meint im Englischen eine Sache, die so leicht wie ein Kinderspiel ist. Ganz so einfach war es allerdings nicht, sich gegen 17 Mitbewerber bei der Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für den Aufbau eines gesundheitsökonomischen Forschungszentrums – insgesamt drei solcher Zentren soll es in Deutschland geben – durchzusetzen.

CINCH wird zunächst für vier Jahre vom BMBF gefördert; bei erfolgreicher Evaluation werden sich weitere vier Jahre anschließen. Eingebunden ist die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften mit den Lehrstühlen für Gesundheitsökonomik (aktuell unbesetzt), für Medizin-Management (Prof. Dr. Jürgen Wasem), für Quantitative Wirtschaftspolitik (Prof. Dr. Jeannette Brosig) und für Finanzwissenschaft (Prof. Dr. Reinhold Schnabel) sowie das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen.

Koordiniert wird das Zentrum von Prof. Dr. Stefan Felder, der neu an die Universität Basel gewechselt hat, aber kooptiertes Mitglied der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften bleibt. Felder: „Wir werden versuchen, CINCH international als eine Marke zu etablieren, die für erstrangige gesundheitsökonomische Forschung in Deutschland steht.“

CINCH wird mit Leitung, zwei Nachwuchsgruppen und wissenschaftlichen Mitarbeitern einziehen. Die Nachwuchsgruppe EACH („Empirical Analysis of Competition in Health Care Markets“) soll den Wettbewerb in der Krankenversicherung und zwischen Leistungserbringern mit mikroökonometrischen Methoden untersuchen. Hier wird es eine enge Zusammenarbeit mit dem Kompetenzbereich Gesundheit beim RWI und dem Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomik geben.

Die Nachwuchsgruppe PBPC (“Preferences and Behaviour of Providers and Consumers in Health Care Markets”) nutzt das Essener Labor für Experimentalökonomie elfe. Es untersucht Präferenzen und Verhalten von Leistungserbringern und Nachfragern medizinischer Dienstleistungen. Unter anderem wird der Frage nachgegangen, ob neue Vergütungsformen wie P4P (Pay for Performance) den Präferenzen von Ärzten entgegenkommen und ihr Verhalten steuern können. Diese Nachwuchsgruppe wird auch mit dem Essener Universitätsklinikum zusammenarbeiten.

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430


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