Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Niedriglöhne für immer mehr Menschen
[05.02.2007] Einen gesetzlich geregelten Mindestlohn fordert das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen und steuert zu der aktuellen Debatte in der Großen Koalition Zahlen und Fakten bei.
Immer mehr Menschen bekommen immer weniger Arbeitslohn: Nach Berechnungen des IAQ arbeiten in Deutschland rund 4,6 Millionen Beschäftigte für weniger als 7,50 Euro. Etwa 1,5 Millionen Menschen erhalten sogar weniger als 5 Euro für ihre Arbeit. Seit Mitte der 90er Jahre sind diese Zahlen deutlich angestiegen und liegen seit 2000 über dem Durchschnitt von Nachbarländern, deren gesetzlicher Mindestlohn bei 8 bis 9 Euro liegt. Grund dafür sei die fehlende verbindliche Untergrenze in Form eines gesetzlichen Mindestlohns.
„Die Erfahrungen anderer Länder zeigen, dass es zur wirksamen Unterbindung von Lohndumping eines gesetzlichen Mindestlohnes bedarf“, betont Dr. Claudia Weinkopf, Leiterin der Forschungsabteilung „Flexibilität und Sicherheit“ am IAQ.
7,50 Euro Minimum fordern die Gewerkschaften. Würde man die Forderungen umsetzen, so das IAQ, stiegen die Arbeitnehmerbruttolöhne um etwa 12 Milliarden Euro an und ? bezogen auf die Gesamtwirtschaft ? könnte die Lohnsumme um 1,3 Prozent gesteigert werden. Sozialversicherungen würden auf diese Weise Mehreinnahmen von knapp 4,2 Milliarden Euro verbuchen können.
Unternehmen könnten durch einen Mindestlohn vor Konkurrenz aus Niedriglohnländern und Lohndumping geschützt werden. Auch der Staat würde von der gesetzlichen Regelung profitieren: Er müsste durch die Festsetzung von Lohn-Mindeststandards weniger Ausfallbürgschaften, beispielsweise in Form ergänzender Ansprüche auf Arbeitslosengeld II, zahlen.
„Die Koalition täte auch mit Blick auf die Staatsfinanzen gut daran, den erkennbaren Trend zu Lohndumping in Deutschland endlich mit wirksamen Gegenmaßnahmen zu stoppen“, so Weinkopf.
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