Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Studie vergleicht 27 europäische Länder

EU-Strompreise: Hohe Staatslasten in Deutschland

[02.07.2008] Steuern, Abgaben und Umlagen sind ein wesentlicher Grund für die im EU-Vergleich hohen deutschen Strompreise. Ein weiterer Preistreiber sind die teilweise höheren Netznutzungsentgelte, die allerdings auch mit größerer Qualität einhergehen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Lehrstuhls für Energiewirtschaft der Universität Duisburg-Essen (UDE), in der Professor Dr. Christoph Weber, Dominik Schober und Daniel Ziegler die Strompreise in allen 27 Ländern der EU einschließlich Norwegen untersucht haben.

Dabei haben sie Unternehmensanteil (Großhandel, Netznutzungsentgelte und Brutto-Vertriebsmarge) und Staatsanteil (Steuern, Abgaben und Umlagen) an den Endkundenpreisen verglichen. Demnach liegen die Staatslasten in Deutschland europaweit mit an der Spitze: Nur in Dänemark müssen Privathaushalte hierfür mehr aufwenden als in Deutschland. Der Anteil der Staatslasten am Haushaltsstrompreis beträgt hier ca. 42 %, in Dänemark sind es ca. 54%. Für das Kleingewerbe sind die staatlichen Belastungen nur in den Niederlanden und Italien mit 24 % und 22 % im Vergleich zu Deutschland mit 15 % deutlich höher (ohne Mehrwertsteuer). Die deutsche Industrie trifft es besonders schlecht. Für sie ist der Anteil der Staatslasten am Strompreis mit rund 23 % europaweit mit Abstand am größten.

Dagegen liegen laut der im Auftrag des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) erarbeiteten Studie die deutschen Großhandelspreise für Strom im guten Mittelfeld. Länder mit günstiger Erzeugungsstruktur und mit durch geringe Kuppelkapazitäten abgeschotteten Märkten haben niedrigere Großhandelspreise. Das gilt vor allem für die skandinavischen Länder. Schlecht schneiden dagegen Italien und für 2007 auch Großbritannien und die Niederlande ab.

Bei den Netznutzungsentgelten reicht es nach Ansicht der Autoren nicht aus, allein die Preise zu vergleichen. Zu unterschiedlich sind in den Vergleichsländern die Anschluss-Situationen, die Versorgungsaufgaben und die Verkabelung. Dass hier die deutschen Preise teilweise im oberen Drittel liegen, wollen die Autoren deshalb nicht unbedingt negativ bewerten. „Der Anteil an Erdkabeln in Deutschland ist höher als anderswo, was wiederum zu niedrigeren Ausfallzeiten führt“, erklärt Professor Weber.

Für einen Zusammenhang von Netzkosten und Netzqualität (und damit geringe Ausfallzeiten) sehen die drei Energieexperten der UDE in ihren Untersuchungen deutliche Tendenzen. „So sind in Portugal die Netznutzungsentgelte zwar niedrig“, gibt Dominik Schober ein Beispiel, „dafür die Ausfallzeiten im EU-Vergleich mit über 400 Minuten pro Jahr und Kunde im Vier-Jahres-Mittel mit am höchsten.“

Die Studie beruht auf Daten zum 1. Januar 2007. Aktuellere Angaben fehlten in einigen EU-Ländern aufgrund der Umstellung der Erhebungsmethodik des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat).

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