Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Wie ist individuelle Freiheit möglich?
[25.01.2012] Zu seinem zweiten Mercator-Professur-Vortrag wird Prof. Dr. Udo Di Fabio am 26. Januar an der UDE erwartet. Ab 18 Uhr referiert er über die Frage „Wie ist individuelle Freiheit möglich?“ im Audimax am Essener Campus an der Segerothstraße. Auch Kurzentschlossene haben eine Chance, den Vortrag mitverfolgen zu können.
Voraussichtlich werden nicht alle Karteninhaber ihren reservierten Sitzplatz in Anspruch nehmen. Außerdem wird der Vortrag in einen Nachbarhörsaal direkt übertragen und kann zudem per Livestream im Internet verfolgt werden unter http://www.uni-due.de/de/mercatorprofessur.
Schon die Auftaktvorlesung („Wirtschaft und Staat: Wer regiert?“) war gut besucht und entfachte eine lebhafte Debatte. Rektor Professor Radtke: „Es freut mich sehr, dass sich diese hochrangige Gesprächsreihe so gut etabliert hat und sowohl Hochschulangehörige als auch interessierte Bürger unter dem Dach der Universität zusammenführt.“
Udo Di Fabio wurde 1954 als Nachkomme italienischer Einwanderer in Duisburg geboren, sein Großvater war Stahlarbeiter bei Thyssen. Von 1970 bis 1980 war er als Verwaltungsbeamter bei der Stadt Dinslaken beschäftigt, legte aber schon 1982 das erste und 1985 das zweite juristische Staatsexamen ab. Von 1985 bis 1986 war er als Richter am Sozialgericht in Duisburg tätig. Mit einer Arbeit über Rechtsschutz im parlamentarischen Untersuchungsverfahren wurde Di Fabio 1987 an der Universität Bonn promoviert. 1990 schloss sich eine Promotion in den Sozialwissenschaften der Universität Duisburg an zum Thema „Offener Diskurs und geschlossene Systeme“.
Die Kultur der Freiheit
Von 1986 bis zu seiner Habilitation („Risikoentscheidungen im Rechtsstaat“) im Jahr 1993 war Di Fabio am Institut für Öffentliches Recht der Universität Bonn wissenschaftlich tätig. 1993 berief ihn die Uni Münster auf eine Professur für Staats- und Verwaltungsrecht. Ein halbes Jahr später folgte er dem Ruf auf eine Professur für Umwelt- und Technikrecht an der Universität Trier. Von 1997 bis 2003 lehrte Di Fabio Öffentliches Recht und Verfassungsgeschichte an der Uni München, seit 2003 ist er Professor für Öffentliches Recht an der Uni Bonn und ist Mitherausgeber der Fachzeitschrift Archiv des öffentlichen Rechts.
1999 wurde er als Richter an den Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts berufen, im Dezember 2011 endete die maximal zwölfjährige Amtszeit. Im gleichen Jahr wurde Di Fabio mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
In seiner Publikation „Die Kultur der Freiheit“ reflektiert Di Fabio den gegenwärtigen Status und die Entwicklungsperspektiven der bundesdeutschen Gesellschaft. Er diskutiert darin die Leitwerte des Grundgesetzes vor dem Hintergrund des fortschreitenden Globalisierungsprozesses. Der westliche Wertekanon rechtfertige keinen Absolutheitsanspruch und sei mit Behutsamkeit und Reflexionsbereitschaft an andere gewachsene Kulturen heranzutragen.
Komplettiert wird dieses Leitbild durch Leistungsgerechtigkeit zwischen Selbstverantwortung und Zusammenhalt. In seinem jüngsten Buch „Wachsende Wirtschaft und steuernder Staat“ betont er: „Eine Verfassung der Freiheit muss darauf vertrauen, dass möglichst alle Bürger des Landes zur Selbstverantwortung fähig sind, sonst wäre Zusammenhalt in Freiheit nicht möglich. Das Grundgesetz hält an diesem Ideal fest ohne naiv zu sein. Wer nicht für sich sorgen kann, wird aufgefangen durch ein Netz sozialer Leistungen, auf die er einen Rechtsanspruch hat.“
Hintergrund: Die Mercator-Professur
Mit der 1997 eingerichteten Mercator-Professur soll das wissenschaftliche Vermächtnis des berühmten Duisburger Kartographen und Universalgelehrten aus dem 16. Jahrhundert wachgehalten werden. Die Persönlichkeiten, die bisher eine Mercator-Professur inne hatten, kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Zu ihnen gehören unter anderen: Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker, Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher, der ehemalige Top-Manager Daniel Goeudevert, Filmregisseur Völker Schlöndorff, der Journalist Ulrich Wickert, die Soziologin Necla Kelek, die Nahost-Politikerin Hanan Ashrawi, die Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard, der Publizist Dr. Peter Scholl-Latour sowie die Frauenrechtlerin und Journalistin Alice Schwarzer.
Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430
Bildhinweis:
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