Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Liebeserklärung ans Ruhrgebiet
[28.12.2004] Die Aufgabe war eher trocken definiert, das Ergebnis ist „eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet“ – findet zumindest die Essener Politikwissenschaftlerin Barbara Mettler-v. Meibom. Mit ihr zusammen forschte eine Gruppe Studierender der Politik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen zum Thema „Städte und Regionen im Dialog“. Zur Arbeit gehörte auch eine Reihe von Tiefeninterviews mit Menschen der Region. Was bindet sie ans Ruhrgebiet, welches Lebensgefühl beherrscht sie hier, wollten die Studenten wissen und fassten die Antworten unter dem Titel „Ich gehör hier hin!“ zusammen.
So heißt auch das Buch, in dem die Studenten die von ihnen entdeckten „Spielarten von Identifikation mit dem Ruhrgebiet“ beschreiben. In der Reihe „Kommunikationsökologie“ ist der von Mettler-v-. Meibom herausgegebene Band im LIT VERLAG Münster erschienen.
Das Ruhrgebiet erlebe seit einiger Zeit eine Abwanderung von Menschen, die sich anderswo niederlassen wollten, und dennoch gebe es eine Identifikation mit diesem Raum“, schreibt die Herausgeberin in ihrer Einleitung zu dem Sammelband. Daten- und Faktenmaterial für die Publikation, etwa zu Geschichte, Struktur und Imagewandel oder zur Gliederung, zu Wirtschaft, Beschäftigung und Bevölkerung, haben Nancy Levesque, André Nowak, Rebecca Knieps und Sven Slotosch zusammengetragen. Sie haben schließlich auch – mit Annette Ankener und Cavide Kandemir – die 22 leitfadengestützten Interviews geführt, die unter dem gemeinsamen Fokus „Identifikation mit dem Ruhrgebiet“ zu den empirischen Teilprojekten der Arbeit gehörten. Getragen war
diese unter anderem von dem Wunsch, das eigene Verhältnis gegenüber der Region zu klären und die Region und sich selbst in der Region besser zu verstehen“ (Mettler-v. Meibom).
Studenten, die im Ruhrgebiet geboren und hier aufgewachsen sind, aber auch junge Frauen und Männer, die in ihrem bisherigen Leben immer „unterwegs“ waren, gehörten zur Arbeitsgruppe. Ihr Fazit nach den Recherchen: die Bedürfnisse der Menschen und die Kommunikationsprozesse in den jeweiligen sozialen und räumlichen Umwelten beeinflussen ganz entscheidend die Prozesse der Identitätsbildung und der Identifikation“ (Annette Ankener). Oder auch: Sozialen Bindungen, insbesondere Partnerschaften, und ein als geeignet empfundener Arbeitsplatz kommt in der Gruppe der jungen Erwachsenen besondere Bedeutung zu (Nancy Levesque). Und sogar: „Orte der Musikerfahrung führen Jugendliche zusammen, geben ihnen eine gemeinsame Ausrichtung und Halt in einem sozialen Netzwerk (Sven Slotosch).
Cavide Kandemir und Rebecca Knieps fanden heraus, dass zusätzliches Wissen über den Ort, an dem man lebt, die Identifikation fördert, und André Nowak schließlich wies am Beispiel des Bürgerengagements für ein fahrradfreundliches Recklinghausen nach, dass „die Dimension des Handelns und eine aktive Einmischung in örtliche Angelegenheiten das Gefühl der Zugehörigkeit zum eigenen Lebensraum stärkt“.
Ein Fazit zieht schließlich auch die Herausgeberin des Buches: Menschen jeden Alters brauchen für ihr seelisches, körperliches und mentales Gleichgewicht ein gewisses Maß an Identifikation mit dem Raum ihres Lebens. Mettler-v. Meibom: „Wir brauchen ein Stück Beheimatung und wir brauchen es, dass die in der Region ansässigen Unternehmen und Institutionen das Umfeld, in dem sie arbeiten, würdigen, indem sie sich mit ihm identifizieren und es sozial verantwortlich mitgestalten“.
Mettler-v. Meibom (Hg.): „Ich gehör hier hin.“ Spielarten von Identifikation mit dem Ruhrgebiet. Münster 2004, 216 S., 16,90 Euro.
Redaktion: Monika R?gge, Tel.: (0201) 183?2085
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