Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Essener Bildungsforschung nach PISA
[17.12.2004] Die in der vorigen Woche publizierte neueste PISA-Studie nahmen Essener Wissenschaftler in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer am Donnerstag (16. Dezember) in der Philharmonie Essen zum Anlass, die aktuellen Befunde einer breiteren Öffentlichkeit differenziert und kommentiert vorzustellen. Insbesondere wurden im Rahmen dieses „Wirtschaftsforums spezial“ Ergebnisse aus der aktuellen Forschungsarbeit präsentiert, die der Weiterentwicklung von Schule dienlich sein können. Damit zeigte die Universität, dass sie durch Forschung an der Lösung gesellschaftlicher Probleme mitarbeitet.
Unter dem Titel „PISA 2000/PISA 2003 – Der lange Weg zur ,Spitze’“ wollten die neun Referenten, die – im Konsortium, im wissenschaftlichen Beirat oder in Expertengruppen – überwiegend selbst an der PISA-Studie mitgewirkt hatten, in die durch die Studien ausgelöste, zum Teil stark spekulative Debatte um Bildung eingreifen. Je nach Standort der Beobachter wurden in den Diskussionen der vergangenen Monate der Kulturföderalismus Deutschlands, falsch ausgebildete Lehrer, zu wenig engagierten Elternhäuser, fehlende Leistungsbereitschaft der Jugendlichen, antiquierte Unterrichtsstile der Lehrenden, der Drang auf die Höheren Schulen und vieles mehr für die Situation verantwortlich gemacht. Dies geschah jedoch weitgehend ohne empirisch gesicherte und damit belastbare Grundlagen. Teilweise ist das eine Folge der Tatsache, dass die wissenschaftlich ausgerichtete Beschäftigung mit Schule und Unterricht in den Hochschulen des Landes allzu häufig nicht empirisch orientiert ist, sind die Essener Bildungsforscher sicher.
In der Universität Duisburg-Essen hat sich der Bedarf einer „handfesten“ Schul- und Unterrichtsforschung in einer Verstärkung der dort schon verwurzelten Forschungskerne niedergeschlagen. So stammen viele der aktuellen Forschungsbeiträge aus dem Kontext des DFG-Forschungsprojekts „Naturwissenschaftlicher Unterricht“, das am Campus Essen durch Professuren der drei naturwissenschaftlichen Fachdidaktiken Biologie (Professorin Angela Sandmann), Chemie (Professorin Elke Sumfleth) und Physik (Professor Hans Fischer) sowie der Lehr-Lernforschung (Professor Detlev Leutner) und der Bildungsforschung (Professor Klaus Klemm) initiiert wurde.
Aus dieser interdisziplinären Zusammenarbeit heraus berichteten die Forscher im Wirtschaftsforum über die Entwicklung von Lösungsvorschlägen, die unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Standards erprobt und evaluiert wurden. So wurden beispielsweise unter dem Motto „Lernen lernen“ Trainingsprogramme zum selbstregulierten, strategischen Lernen und Problemlösen entwickelt und erprobt, um den Erwerb und die Anwendung von Wissen fächerübergreifend zu unterstützen. Ein anderes Projekt zielt auf die Möglichkeiten von Aufgaben und Experimenten in den naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächern ab. Schließlich gilt das Interesse der Bildungsforscher, vertreten durch die Fachdidaktik „Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache“ (Professor Rupprecht Baur) auch speziellen Schülergruppen: Vorgestellt wurde im Wirtschaftsforum ein Projekt zur Erhebung der Sprachenvielfalt an Essener Grundschulen mit Konsequenzen für entsprechende Fördermaßnahmen.
Die präsentierten Forschungsprojekte unterstreichen damit auch die Bedeutung der Lehrerbildung am Campus Essen, wo gute Chancen für die Etablierung eines national und international sichtbaren universitären Kompetenzzentrums der Unterrichts- und Instruktionsforschung bestehen.
Redaktion: Monika R?gge, Tel.: (0201) 183?2085
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