Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Von da Vinci bis Barthlott ...
[15.11.2004] Am Mittwoch, 24. November, wird der diesjährige scientist in residence, Professor Dr. Wilhelm Barthlott, im Essener Audimax, Segeroth-/ Ecke Grillostraße, von 17 bis 19 Uhr, Einblicke in das noch junge Forschungsfeld der Bionik eröffnen. Fachkreisen, wie den Bürgern der Stadt möchte der renommierte Gastprofessor spannende Sachverhalte wie den Lotuseffekt und weitere Themen der Bionik vorstellen.
Die Entdeckung des nach der Lotusblume bezeichneten Selbstreinigungsmechanismus ist Professor Barthlott zusammen mit seinem Kollegen Professor Dr. Christoph Neinhuis gelungen. Die hier gewonnenen Kenntnisse haben zu neuen innovativen Techniken geführt, die zur Lösung dringender Umweltfragen beitragen.
Die Ursprünge der Bionik, deren Fundamente in Biologie und Technik auszumachen sind, reichen zurück bis zu den Überlegungen Leonardo da Vincis. Man könnte ihn als einen der ersten Bionik-Forscher bezeichnen, da er bereits sehr früh die Anwendbarkeit des Vogelflügels für technische Belange herausstellte. Dieses Prinzip prägt die bionische Forschung bis heute. Dennoch geht es nicht etwa um reine Naturkopien, sondern darum, die in der Natur vorfindbaren Strukturen gezielt zu erkennen und gewinnbringend auf technische Anwendungen zu übertragen.
Ein Beispiel: Die Oberflächen vieler Pflanzenblätter - so auch der Lotusblume - sind in ihrer Feinstruktur so beschaffen, dass Wasser und Schmutzpartikel an ihnen abperlen. Da die Eigenschaften der Oberfläche ausschließlich auf einer physikalisch-chemischen Grundlage beruhen und nicht an ein lebendes System gebunden sind, kann eine selbstreinigende Oberfläche technisch hergestellt, sozusagen „nachgebaut“ werden. Die Verwendung für Autolacke, Glas, Keramikflächen oder Fassadenfarben verringert spürbar den Verbrauch von Wasser, Energie sowie chemischen Reinigungsmitteln und hilft so die Umwelt zu entlasten.
Die Gastprofessur des scientist in residence wird durch die Stadtsparkasse Essen gefördert und kann in diesem Jahr zum siebten Mal vergeben werden. Die Einrichtung ermöglicht es, besonders renommierte Wissenschaftler nach Essen einzuladen, um über aktuelle Fragestellungen und neue Forschungsthemen ins Gespräch zu kommen und zugleich auch der breiten Öffentlichkeit einen Zugang zu aktuellen Forschungsfeldern zu ermöglichen.
Die Auszeichnung des scientist in residence reflektiert immer einen Forschungsbereich der Universität Duisburg-Essen. Die diesjährigen Planungen werden vom Zentrum für Mikroskalige Umweltsysteme (ZMU) begleitet, das als neu etabliertes interdisziplinäres Zentrum die Erfahrungen und Ressourcen der Umweltforschung der Universität an der Schnittstelle zwischen lebenden Systemen und unbelebter Materie bündelt.
Dem Eröffnungsvortrag am Mittwoch folgt ein hochkarätig besetztes Symposium am Donnerstag, 25. November, 9
bis 16 Uhr, im Glaspavillon. Begleitend bietet die Ausstellung „Bionik - Zukunfts-Technik lernt von der Natur“ vom 24. November bis zum 21. Dezember in der VHS Essen am Burgplatz weitere Einblicke und Erläuterungen zum Thema Bionik.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen gibt es im Internet unter www.uni-duisburg-essen.de/scientist
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Hintergrundinformationen zum scientist in residence 2004:
Professor Dr. Wilhem Barthlott, geboren 1946, hatte von 1968 bis 1972 Biologie, Chemie, Physik und Geografie an der Universität Heidelberg studiert. 1973 wurde er promoviert, 1981 habilitierte er sich am Heidelberger Institut für Systematische Botanik und Pflanzengeografie. Von 1982 bis 1985 war er Professor an der Freien Universität Berlin. Im Jahr 1985 wechselte Barthlott an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Seit 2003 ist Barthlott Geschäftsführender Direktor des neugegründeten Nees-Instituts für „Biodiversität der Pflanzen“ und Direktor der Botanischen Gärten der Friedrich-Wilhelms-Universität; außerdem ist er Direktor am Zentrum für Lateinamerikaforschung der Bonner Universität und Leiter der Forschungsstelle „Biodiversität im Wandel“ der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz.
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scientists in residence seit 1997:
2003: Professor Alfred Grosser, Politikwissenschaftler
2002: Professor em. Dr. Dr. h.c. Horst Zimmermann, Ökologe
2001: Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker, MdB
1999: Ulrich Steger, Ökonom
1998: Professor Bruce Ames, Krebsforscher
1997: Professor Gary Lawrence, Stadtplaner
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Hinweis: Zum scientist in residence 2004 wird am 24. November eine Pressekonferenz veranstaltet. Beteiligt ist unter anderem Professor Dr. Wilhelm Barthlott. Den genauen Termin des Pressegesprächs sowie die komplette Teilnehmerliste teilen wir Ihnen noch rechtzeitig mit.
Redaktion: Dr. Sabine Zix, Tel.: (0201) 183?2217
Alle Pressemitteilungen der UDE finden Sie unter:
http://www.uni-due.de/de/presse/pm.php