Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Biofilme strategisch behandeln
[08.09.2004] Vom 13. bis 15. September treffen sich die weltweit führenden Anti-Fouling-Experten zu einer gemeinsamen Tagung im Mülheimer Wasserforschungszentrum IWW, einem An-Institut der Universität Duisburg-Essen. Mit Fouling werden unerwünschte mikrobielle Beläge bezeichnet, die sich auf Oberflächen bilden und dabei hohe Schäden verursachen, zum Beispiel auf Schiffsböden oder Leitungssystemen. Auf dem internationalen Kongress mit 120 Wissenschaftlern aus fünf Kontinenten geht es um alternative und konventionelle Anti-Fouling-Strategien.
Wie wichtig das Thema ist, erläutert der wissenschaftliche Tagungsleiter Prof. Dr. Hans-Curt Flemming vom Biofilm Center der Universität Duisburg-Essen: „Die überall vorkommenden winzigen Mikroorganismen tun eigentlich immer das gleiche: Sie besiedeln alle erreichbaren Oberflächen, bilden Biofilme und vermehren sich so schnell sie können. Wir nutzen dies als grundlegende Technik in der biologischen Wasseraufbereitung. Aber Biofilme können sich auch am falschen Ort entwickeln. Dadurch kommt es zu wirtschaftlichen Schäden, die in Deutschland jedes Jahr in Milliardenhöhe liegen.“
Bundesweit jährliche Schäden in Milliardenhöhe
Das gilt für so verschiedene Bereiche wie die Energieerzeugung in Kraftwerken, die Produktion von Autos, Computern, Farben, Medikamenten oder Lebensmitten, aber auch für Schiffsböden oder die Öl-Industrie. Oft werden die Probleme erst spät erkannt und dann falsch behandelt. Wie bei einer Krankheit werden dann in der Regel Desinfektionsmittel eingesetzt, um den Problemen beizukommen. Das funktioniert aber häufig nur kurzfristig und unzureichend, denn durch das Abtöten sind die störenden Biofilme noch lange nicht verschwunden. Wichtiger, aber auch schwieriger ist es, sie zu entfernen und zu vermeiden.
Prof. Flemming: „Weil aber jede Branche für sich Lösungen sucht, wird sozusagen das Rad immer wieder neu erfunden, anstatt voneinander zu lernen und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse anzuwenden.“ Die Konferenz bietet dafür nun eine geeignete Plattform. Die Wissenschaftler beraten über wirksamere und kreative Strategien, wie man "mit Biofilmen leben" kann.
Behandlungsstrategien aus der Natur übernehmen
„Die nächstliegende Strategie ist, ihnen die Nährstoffe zu verknappen. Es gibt aber auch noch ganz andere Ansätze, zum Beispiel neue bakterienabweisende Beschichtungen oder aber Strategien aus der Natur zu übernehmen und die Kommunikation der Bakterien im Biofilm so zu stören, dass sie sich nicht mehr ansiedeln.“, so Prof. Flemming.
Außerdem werden auf der Tagung Sensoren vorgestellt, die als Frühwarnsysteme dienen und erlauben, unerwünschte Biofilme rechtzeitig zu erkennen, bevor sie Schaden anrichten. Besonders interessant: die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen auf einem Workshop am Ende des Kongresses von Technikern gleich darauf abgeklopft werden, wie sie in praktische Lösungen umgesetzt werden können.
Redaktion: Beate H. Kostka 0203/379-2430
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