Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Der Kommunalwähler – das unbekannte Wesen
[13.08.2004] Kommunalwahlen standen bislang selten im Focus der Wissenschaft, die kommunale Wahlbeteiligung wurde sogar noch nie untersucht. Das Institut für Politikwissenschaft am Campus Duisburg schließt nun diese Lücke mit einem neuen, von der DFG geförderten Projekt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Schmitt-Beck entsteht eine lokale Fallstudie. Konkret geht es um die Stadt Duisburg bei der bevorstehenden Kommunalwahl in NRW am 26. September.
Die Wahlbeteiligung in Deutschland ist hoch – jedenfalls im internationalen Vergleich. Hier zu Lande zeigt man sich jedoch alarmiert über politikverdrossene und wahlmüde Bürger, die sich mehr und mehr der Stimmabgabe verweigern. Bei Kommunalwahlen ist die Wahlbeteiligung traditionell schlechter als beim Urnengang zum Landtag oder Bundestags. Warum das so ist, was die Menschen (de-)motiviert, ihr Kreuzchen zu machen, und welche Bürger überhaupt wählen gehen
das will das Team um den Politikwissenschaftler Schmitt-Beck herausfinden.
„Unser Forschungsobjekt ist der Kommunalwähler, das unbekannte Wesen“, sagt der Professor mit dem Fachgebiet Politik und Kommunikation. „Die niedrige Wahlbeteiligung lässt sich faktisch durch Zahlen belegen; bei den Gründen können wir bislang aber nur spekulieren. Eine Bürgerpflicht wie früher scheinen die Kommunalwahlen nicht mehr zu sein. Vermutlich ist die soziale Einbindung der Menschen heute entscheidend, ob jemand zur Wahl geht. Dazu zählen beispielsweise die Verbundenheit mit dem Wohnhort, Vereinszugehörigkeiten, Familienstand, Beruf, der indirekte Einfluss eines nichtwählenden Umfelds oder sogar die Atmosphäre im Stadtteil. Eine große Rolle spielt wahrscheinlich auch die Zufriedenheit mit den Parteien – und mit deren Politik auf Bundesebene. Interessant ist außerdem der Einfluss von Medien auf die Wahlbeteiligung.“
Für verwertbares Material sorgen die Wissenschaftler selber. Sie starten Anfang September – also im Vorfeld der Kommunalwahl – eine repräsentative Telefonumfrage. Über das Soziologische Umfragezentrum der Uni werden rund tausend stimmberechtigte Duisburger mit deutscher Staatsangehörigkeit interviewt. Über hundert Punkte umfasst der Fragenkatalog. „Als heterogene Großstadt bietet sich Duisburg geradezu an. Die Wahlbeteiligung ist hier stark rückläufig und zudem von Stadtteil zu Stadtteil auch noch sehr unterschiedlich. Abgesehen davon sitzen wir hier natürlich direkt vor Ort“, erklärt Schmitt-Beck.
Die Auswertung der Daten soll in zwei Jahren abgeschlossen sein. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Studie bis dahin mit 20.000 Euro.
Redaktion: Ulrike Bohnsack
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