Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Studie zum Gesundheitssystem
[06.08.2004] Unter Leitung von Dr. Dr. h. c. Carl Friedrich Gethmann, Professor für Philosophie an der Universität Duisburg-Essen auf dem Campus Essen, veröffentlichte die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Gesundheitsstandards“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die aktuelle Studie: „Gesundheit nach Maß? Eine transdisziplinäre Studie zu den Grundlagen eines dauerhaften Gesundheitssystems“.
Grundthese des Memorandums ist, dass sich das deutsche Gesundheitssystem mit einer Vielzahl von Herausforderungen, wie demographischem Wandel, medizinischem Fortschritt und zunehmenden Finanzierungsdefiziten, konfrontiert sieht. Dabei könne nach den Autoren das gegenwärtige deutsche Gesundheitssystem durch system-immanente Reparaturen nicht weiter ökonomisch und politisch stabil gehalten werden. Die Studie versucht ein Modell zu entwickeln, um die Reform des gegenwärtigen Systems und der derzeitigen deutschen gesetzlichen Krankenversicherung zielorientiert anzuleiten. Die Basis für dieses Modell bilden grundlegende philosophische, rechtliche, medizinische und ökonomische Überlegungen.
Eckpunkte einer solchen Reform seien ordnungspolitische Veränderungen, wie neue Partizipationsstrukturen, eine Mindestversicherungspflicht für alle Bürger mit Wahlfreiheit des Versicherers und eine neue
Anbieterpluralität mit Kontrahierungszwang, die teilweise aus den bestehenden Gesetzlichen Krankenversicherungen hervorgehen kann. Die Rolle des Staates soll zu einer reinen Gewährleistungsaufsicht werden.
Zur Finanzierung empfiehlt die Studie Personen- („Kopf-“) Pauschalen. Der soziale Ausgleich soll durch Übernahme der Pauschalen für die Kinder sowie Umverteilungsmaßnahmen bei niedrigen Einkommen erfolgen. Durch mehr Kapitaldeckung soll das Gesundheitssystem gegen unvorhersehbare Ausschläge gesichert werden.
Die Studie tritt außerdem für eine Veränderung der Vergütungsstrukturen des Gesundheitssystems ein. Angestrebt wird zum Beispiel eine qualitätsorientierte Vergütung, um die Qualität medizinischer Leistungen zu gewährleisten.
Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Gesundheitsstandards“ war im Sommer 1999 durch das Plenum der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) eingesetzt worden. Sie analysiert seither die Entwicklung des Gesundheitswesens und schlägt Reformschritte vor. Sprecher der zehnköpfigen Arbeitsgruppe ist Professor
Gethmann.
Die Studie „Gesundheit nach Maß? Eine transdisziplinäre Studie zu den Grundlagen eines dauerhaften Gesundheitssystems“ ist im Akademie Verlag erschienen. Herausgeber sind Carl Friedrich Gethmann, Wolfgang Gerok, Hanfried Helmchen, Klaus-Dirk Henke, Jürgen Mittelstraß, Eberhard Schmidt-Aßmann, Günter Stock, Jochen Taupitz, Felix Thiele. Das Werk umfasst 347 Seiten und kostet 69,90 Euro.
Redaktion: Christoph Lindemann, Tel.: (0201) 183?4518
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