Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Kernreaktion gegen Metastasen
[26.07.2004] Einem internationalen Ärzte-Team unter Leitung von Ärzten des Universitätsklinikums Essen gelang es erstmals in Europa, einen Patienten mit der Bor-Neutroneneinfangtherapie zu behandeln. Dabei ging es um die Verringerung von Hirnmetastasen des schwarzen Hautkrebses.
Die Behandlung erfolgte am Forschungsreaktor der Europäischen Kommission in Petten (Niederlande). Die Vorbereitungen am Universitätsklinikum in Essen trugen im Wesentlichen Strahlenklinik und Hautklinik.
Die Bor-Neutroneneinfangtherapie bildet seit Jahren einen Forschungsschwerpunkt am Universitätsklinikum. Die Therapie nutzt eine besondere Eigenschaft des in der Natur vorkommenden, nicht radioaktiven Isotops Bor-10. Es ist in der Lage, Neutronen einzufangen und dabei eine Kernreaktion auszulösen, die lokal auf eine Zelle begrenzt ist. Ziel der Forschung ist es, diese Reaktion ausschließlich in Tumorzellen auszulösen.
Besonders die Behandlung von Hirnmetastasen ist bislang in der Krebstherapie problematisch, weil Medikamente im Gehirn kaum wirksam sind und eine konventionelle Strahlentherapie keine ausreichende Wirkung erzielt. Zwar können einzelne Metastasen operiert oder in der Radiochirurgie bestrahlt werden, diese Methoden sind jedoch bei multiplen Absiedlungen von Metastasen nicht einsetzbar.
Professor Dr. Wolfgang Sauerwein, Leiter des Essener Forschungsteams: „Wir sind sehr froh, dass nach fünf Jahren Vorbereitung die Behandlung erstmals einem Patienten angeboten werden konnte. Auch wenn wir Ärzte uns sehr viel von dieser neuen Behandlungsmöglichkeit versprechen, ist es noch zu früh, um über die Ergebnisse irgendwelche Aussagen machen zu können.“ Im Rahmen einer klinischen Studie müssten nämlich mindestens 24 Patienten der Behandlung unterzogen werden, bevor eine abschließende Aussage möglich sei.
Gefördert wurde die Entwicklung der Bor-Neutroneneinfangtherapie wesentlich durch Forschungsmittel aus Brüssel. Freude über den ersten erfolgreichen Einsatz herrschte daher auch bei dem europäischen Forschungskommissar Philippe Busquin. Er kommentierte: „Krebs ist eine große Bedrohung, jährlich sterben mehr als 750 000 Mitbürger in Europa an dieser schrecklichen Erkrankung. Die Europäische Union unterstützt Forschungsprojekte auf diesem Sektor mit mehr als 400 Millionen Euro. Die Kommission selbst ist über ihre Gemeinsame Forschungsstelle direkt an innovativen Forschungsvorhaben beteiligt um mitzuwirken, wissenschaftlichen Fortschritt ohne Verzögerung in praktische und hilfreiche diagnostische und therapeutische Verfahren umzusetzen, die am Patienten zum Einsatz kommen.“
Redaktion: Christoph Lindemann, Tel.: (0201) 183?4518
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