Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Archiv der Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein

Duisburger Forscher im Leitungsteam

[14.05.2004] Das renommierte Archiv der Deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein ist unter neuer wissenschaftlicher Leitung. Zu dem zehnköpfigen, jüngst vom Hessischen Staatsarchiv neu berufenen Gremium gehört auch der Duisburger Prof. Dr. Jochen Zimmer. Dem Forscher für Umweltbewegung und Jugendkultur ist das Archiv durch seine Arbeit bestens vertraut. So verantwortete er ein Projekt, bei dem die Bestände der deutschen Naturschutz- und Umweltbewegungsarchive systematisch erfasst, gesichert und digitalisiert wurden.

Seit über 75 Jahren beherbergt die Burg Ludwigstein das Archiv der bürgerlichen deutschen Jugendbewegungen und ihren Nachfolgeorganisationen. Die Dokumente reichen bis ins Jahr 1890 zurück und zeichnen die Entwicklung nach vom Wandervogel zu den Pfadfindern, von der bündischen Jugend zur Hitlerjugend. Dazu kommen noch umfangreiche Sammlungen und Nachlässe von Künstlern, Politikern und den so genannten „Lebensreformern“, die bis in die Zeit der Weimarer Republik für alternative Ideen eintraten.

Trotz seiner Bedeutung stand das Archiv noch bis vor kurzem vor dem Aus. Pleiten, Pannen und eine Mord-Affäre hatten die Burg in die Schlagzeilen gebracht. Nun übernimmt das Land Hessen seit Anfang des Jahres dauerhaft die Kosten für das wissenschaftliche Personal und führt damit auch die Aufsicht über diese einzigartige historische Sammlung.

„Aufgabe des neuen Leitungsteams ist es, das Archiv wieder als „Gedächtnis“ der Jugend- und Protestbewegungen des 20. Jahrhunderts präsent zu machen“, so Prof. Zimmer. „Die dort vorhandenen Zeitdokumente sind wichtige Anhaltspunkte in den aktuellen Diskussionen um männerbündische Verwirrungen, die Vorläufer des Nationalsozialismus und die politische Verantwortung der religiösen Milieus für die Katastrophen des letzten Jahrhunderts. Sie sind Zeugnisse früher ökologischer Alternativen oder dokumentieren die Geschichte der reformpädagogischen Versuche.“

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel 0203/379-2429

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