Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Säugetierforscher aus aller Welt tagen

Bahnhofsmaus ist Ehrengast

[14.09.2005] Die Graumulle - Säugetiere, die unter der Erde leben - sind das Forschungsthema des Zoologen Hynek Burda. An der Universität Duisburg-Essen ist Burda von Sonntag, 18. September, bis Donnerstag, 22. September, Gastgeber für knapp hundert Wissenschaftler, die an der 79. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Säugetierkunde teilnehmen. Anders als der Name schließen lässt, ist sie seit ihrer Gründung im Jahre 1926 eine international ausgerichtete Vereinigung von Wissenschaftlern und Einrichtungen, die sich der Säugetierforschung verschrieben haben. Entsprechend ist der Referenten- und Hörerkreis im Audimax an der Segerothstraße zusammengesetzt, und folglich ist Englisch die Sprache der Konferenzteilnehmer.

Natürlich beschäftigen sie sich auf dem Essener Uni-Campus auch mit Burdas Spezialität: Verschiedene Tagungsbeiträge geben Einblick in die Welt der Mulle und damit verknüpft ist auch ein Besuch des von Burda aufgebauten Mullariums.

Die Organisatoren bieten den Teilnehmern eine Fülle von Kurzvorträgen und Posterdemonstrationen an. Neben den unterirdischen übernehmen die fleischfressenden Säugetiere, Wölfe allen voran, eine Hauptrolle. Das dritte Schwerpunktthema ist der Sinnesökologie gewidmet: dem Wahrnehmungsvermögen von Tieren unter verschiedenen Umweltbedingungen.

Von besonderem Interesse ist da der öffentliche Abendvortrag am Montag, 19. September, 20 Uhr. Professor Leo Peichl vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main spricht über „Die Augen der Säugetiere: unterschiedliche Blicke in die Welt“. (“The eyes of mammals: different views of the world.“) Hier kommen nun wieder die Graumulle und ihre Verwandten, die Nacktmulle, ins Spiel. Die Augen dieser in unterirdischer Finsternis lebenden Tiere sind, kaum verwunderlich, nur sehr klein. Peichl und Burda fanden aber heraus, dass die Netzhaut der Mulle trotzdem ziemlich normal entwickelt ist. Die für das Farbensehen zuständigen Zellen sind sogar besonders gut entwickelt; wieso weiß man noch nicht. Aber nach Antworten wird gesucht. Überraschende Befunde wie diese zeigen, dass sich genaues Hinschauen eben lohnt und im Tierreich nur selten etwas selbstverständlich ist.

Die Rolle eines „Ehrengastes“ haben Professor Burda und seine Mitarbeiter für die „Essener Bahnhofsmaus“ reserviert. Burda, seit 1995 Leiter der Abteilung Allgemeine Zoologie an der Uni in Essen, entdeckte sie als Berufspendler bei häufigem Warten auf einen Zug zwischen den Schienen auf dem Hauptbahnhof. Und damit war gleichzeitig ein Forschungsthema für seinen Doktoranden Marcus Schmitt gefunden. „Die ‚Essener Bahnhofsmaus’“, kann der inzwischen erzählen, „ist eine Waldmaus, eine ganz normale europäische Maus wie auch die Hausmaus“. Beide Arten seien fähig, vom Menschen veränderte oder geschaffene Lebensräume zu bewohnen. Die Waldmaus fühle sich auf dem Essener Bahnhof offensichtlich wohl, weil die Gleise nicht überdacht seien und somit Tageslicht und Regen für ausreichend Pflanzenwuchs sorgten. Der Lärm der Züge störe sie nicht, jedenfalls habe er das Hörvermögen der Tiere nicht beeinträchtigt.

Neugierig werden die Konferenzteilnehmer zweifellos die Welt betrachten, die sie am Ende ihrer Zusammenkunft betreten: Eine Exkursion führt sie am Donnerstag, 22. September, in den Wuppertaler Zoo. Er gehört zu denjenigen in der näheren Umgebung, mit dem die Essener Zoologen bereits häufig zusammengearbeitet haben und in dem bereits zahlreiche Examensarbeiten entstanden sind.

Hinweis für die en: Die Graumulle stellen wir Ihnen auf Fotos im jpg-Format vor:
www.uni-duisburg-essen.de/aktuelles/pi_fotos.shtml

Redaktion: Monika R?gge, Tel.: (0201) 183?2085

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