Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Ein Mathe-Buch wie ein Wunder
[01.06.2005] Ein englischer Wissenschaftsjournalist, der die Geschichte eines mathematischen Beweises und damit auch eine Geschichte großer Teile der Mathematik geschrieben hat, ist in diesem Jahr Empfänger des Essener Universitätspreises.
Simon Singh, Elementarteilchenphysiker "von Hause aus", bekannter geworden aber als Autor populärer Bücher zu Forschungsthemen aus Mathematik und Kryptografie, nimmt die mit 2 500 Euro dotierte Auszeichnung beim Dies academicus am Dienstag, 28. Juni, im Audimax auf dem Essener Campus entgegen.
Komplexe wissenschaftliche Inhalte sollen die Preisträger einem breiten Publikum zugänglich gemacht, "kulturelle Vermittlungsleistungen", so das Rektorat bei der Auslobung anlässlich des 25jährigen Bestehens der damaligen Universität Essen, auf hohem Niveau gezeigt haben. Für Singh gilt das gewiss. Als Preisträger hat er übrigens Erfahrung: Für sein Buch und seinen Dokumentarfilm "Fermats letzter Satz" wurde er schon mehrfach geehrt.
Nun gilt der Universitätspreis nicht diesen Arbeiten allein, an der Uni DuE haben sie aber besondere Aufmerksamkeit verdient. Denn einer von Singhs Protagonisten ist der Essener Zahlentheoretiker Gerhard Frey.
Der Franzose Pierre de Fermat schrieb seinen "letzten Satz" kommentarlos vor mehr als 360 Jahren auf den Rand einer Buchseite und provozierte damit die Mathematiker weltweit. Sie suchten nach Beweis oder Gegenbeweis für die Behauptung, es gebe beliebig viele Lösungen für die seit Pythagoras berühmte Gleichung a2 + b2 = c2", aber keine einzige für den Fall, dass a, b und c ganze Zahlen (außer null) seien und an die Stelle der Hochzahl zwei ein ganzzahliger Exponent größer als zwei rücke.
Der Durchbruch gelang 1995 dem Engländer Andrew Wiles. Die kleine Gesellschaft der Zahlentheoretiker geriet in Aufruhr, denn mit Fermat war auch eine von dem Japaner Yutaka Taniyama 1954 veröffentlichte Strukturbeschreibung elliptischer Kurven bestätigt, und dieser weist der im Institut für Experimentelle Mathematik ebenfalls mit solchen Kurven befasste Frey "strukturelle Bedeutung" zu: "Wir wissen jetzt, dass richtig ist, was wir bisher als aller Wahrscheinlichkeit nach richtig unterstellt haben."
Der Beweis der Taniyama-Vermutung ist die große Leistung Andrew Wiles, aber die Verknüpfung zweier durch 350 Jahre getrennter Theorien ist die große Leistung von Gerhard Frey. Er lieferte Mitte der achtziger Jahre das fehlende Glied, das Frankreich und Japan verbinden sollte.
Diese Geschichte schrieb Simon Singh auf und führte damit auch einen Beweis: Die für den Laien spröde Mathematik zeigt sich als wunderbare Welt, wenn man ein Buch hat wie dieses. "Ein Wunder" nennt es die Süddeutsche Zeitung, und die Universität Duisburg-Essen hat mit seinem Autor einen würdigen Universitätspreisträger gefunden. Er steht zusammen mit den Empfängern des Essener Lehrpreises und einem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gestifteten Preis sowie mit den besten Absolventen des vergangenen Studienjahres im Mittelpunkt des Festaktes, der diesmal auf den Nachmittag verschoben ist.
Um 17 Uhr wird Rektor Lothar Zechlin die Gäste im Audimax an der Grillostraße begrüßen, unter ihnen auch Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger. Dann stellt man sich im "Café Campus" schon auf den Feierabend ein. Es ist ab 14 Uhr auf dem Rasen und allen Wegen zwischen T01 und R09, S05 und V15 geöffnet. Um 14 Uhr beginnt auf
der Campuswiese zugleich der Ökumenische Gottesdienst, mit dem der "Dies" in Essen traditionell eröffnet wird.
Singh, S.: Fermats letzter Satz, München 2000, 363 S., 10,- Euro, ISBN 3-423-33052-X.
Hinweis für die en: Wir würden uns freuen, wenn Sie den Dies academicus am Dienstag, 28. Juni, ab 14 Uhr zum Anlass für Ihre Berichterstattung nehmen könnten, und laden Sie herzlich auf die Campus-Wiese und ins Audimax ein. Ausführliche Informationen finden Sie ab heute unter
http://www.uni-duisburg-essen.de/aktuelles/events.shtml
Redaktion: Monika R?gge, Tel.: (0201) 183-2085
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