Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Förderung für klinische Forschergruppe

Die Lebendspende verbessern

[22.02.2005] Ein Viertel aller Transplantationen, bei denen in Deutschland ein Stück der Leber eines lebenden Spenders auf einen unheilbar kranken Menschen übertragen wird, nehmen Ärzte des Essener Universitätsklinikums vor. Die Zahl der durch eine Lebendspende zur Verfügung gestellten Organe ist in Essen doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller anderen Transplantationszentren. Für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ist diese Bilanz Anlass, Wissenschaftler, die in Essen an der Verbesserung der Operationsbedingungen für Organspender und –Empfänger arbeiten, durch die Einrichtung einer klinischen Forschergruppe zu fördern.

Acht Teams, die verschiedene medizinische Disziplinen vertreten, sind an der Arbeit beteiligt: Sprecher ist Professor Dr. Christoph E. Broelsch, Direktor der Abteilung für Allgemein- und Transplantationschirurgie, Leiter Professor Dr. Jörg F. Schlaak, dem die DFG seit Dezember vorigen Jahres eine Stiftungsprofessur für Transplantationshepatologie finanziert. Schlaak erläutert den Sachverhalt, der dem Förderantrag aus dem Universitätsklinikum zugrunde liegt:

Zunehmend sei die Organtransplantation zu einem Routineverfahren bei der Behandlung unheilbar kranker Leberpatienten geworden; die Zahl der zur Verfügung stehenden Organe toter Spender entspreche diesem wachsenden Bedarf bei weitem nicht mehr. Die Statistik: Vier von zehn auf eine Transplantation angewiesene Patienten sterben auf der Warteliste, und die Quote ist nur deshalb nicht höher, weil die Ärzte sich immer häufiger auf das Verfahren der Leberlebendspende stützten. Dabei wird ein Stück der Leber eines erwachsenen Spenders auf den Patienten – meistens ein Kind – übertragen.

Die Leber regeneriert sich: Sie entwickelt sich im Körper des Organempfängers zu einem funktionstüchtigen Organ und wächst auch im Körper des Spenders wieder zu ihrer normalen Größe. Dennoch bedeutet die Einwilligung in die Operation für ihn eine schwere Entscheidung; finanzielle oder psychische Abhängigkeiten – womit emotionale Bindungen etwa einer Mutter an ihr Kinde nicht gemeint sind – dürfen dabei keine Rolle spielen, fordern die Ärzte und beteiligen deshalb auch Mitarbeiter der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik an ihrem Projekt. Diese sollen mit Hilfe psychometrischer Messinstrumente bei der Identifizierung geeigneter Spender helfen.

Die enge Zusammenarbeit der Kliniker mit den grundlagenorientierten Forschern ist hingegen notwendig, um eine andere Kompetenz bei der Suche nach einem Spender zu stärken. Denn dieser unterzieht sich einem großen Eingriff, bei dem ein tödlicher Ausgang nicht auszuschließen ist. Die Risikominderung für den Spender auch physisch ist deshalb eines der wichtigsten Forschungsziele.

Für den Organempfänger zeichnen sich bei der Leberlebendspende verschiedene Vorteile ab: Er erhält – nach meistens kürzerer Wartezeit – das unter besten Bedingungen gewonnene Organ eines gesunden Spenders; für die Operation kann der für Spender und Empfänger bestmögliche Zeitpunkt festgesetzt werden. Zusätzlich glauben die Wissenschaftler, ein Spenderorgan so konditionieren zu können, dass es gegen das Hepatitis B-, künftig auch gegen das Hepatitis C-Virus immun wird. Eine Hepatitis ist die häufigste Ursache für die Übertragung der Teilleber eines lebenden Spenders. Wenn nämlich der Kranke auf andere Therapieformen nicht reagiert, liegt in der Transplantation für ihn die einzige Überlebenschance.

Mit Hilfe tierexperimenteller Versuche schließlich wollen die Wissenschaftler die regenerativen und immunologischen Vorgänge in der gespendeten Teilleber charakterisieren. Denn nach der Operation müssen sowohl der Spender als auch der Empfänger zunächst mit einem durch den Blutverlust und dem damit einhergehenden Sauerstoffmangel geschädigten Organ auskommen. Noch sind die besten Voraussetzungen für seine Regeneration nicht geklärt.

Die Forschergruppe, sagt Professor Schlaak, will die Leberlebendspende „zu einem akzeptierten Alternativverfahren zur postmortalen Organspende weiterentwickeln“. Das Transplantationszentrum des Essener Universitätsklinikums befindet sich dabei auf einem vielversprechenden Weg: Im Jahr 2001 machte der Anteil der Lebendlebertransplantationen bei hundert Lebertransplantationen überhaupt rund ein Viertel aus.

Hinweis für die en: Zu diesem Text stellen wir Ihnen ein Foto der Professoren Broelsch und Schlaak im jpg-Format zur Verfügung:
www.uni-duisburg-essen.de/aktuelles/pi_fotos.shtml.

Redaktion: Monika R?gge, Tel.: (0201) 183?2085

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