Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Walter Kempowski liest aus neuestem Werk
[12.01.2005] Seine Abschlussvorlesung als Mercatorprofessor hält der renommierte Chronist und Erzähler Walter am Donnerstag, 20. Januar (18 Uhr, Audimax am Duisburger Campus). Das Vortragsthema lautet „Mai 1945. Kriegsende“. Dazu wird Kempowski Passagen aus dem noch nicht veröffentlichten vierten Band seines Kriegstagebuches „Echolot“ vorstellen.
Das reiche literarische Werk von Walter Kempowski (75) wird bis heute von seiner bewegten Biografie bestimmt. Mit seinen Chroniken, Romanen und Tagebüchern hält er der deutschen Nachkriegsgesellschaft bis in die jüngste Zeit einen facettenreichen Spiegel vor. In der „Deutschen Chronik“ hat Walter Kempowski ein großes Tableau deutscher Zeit- und Sozialgeschichte von 1885 bis 1960 als Geschichte der eigenen Familie exemplarisch inszeniert – ein beispielloses Unternehmen in der deutschen Literatur.
Seine Montagetechnik perfektionierte Kempowski im „Echolot“, einem kollektiven Kriegstagebuch, das inzwischen auf elf Bände angewachsen ist und die Jahre 1941, 1942 und 1945 behandelt – Collagen aus Briefen von Soldaten, Aufzeichnungen von Zivilisten und Beobachtungen von Künstlern. Walter Kempowski arbeitet unermüdlich weiter, seine Sammlung deutscher Zeitdokumente ist auf über 6.300 unveröffentlichte Tagebücher und 300.000 Privatfotos angewachsen.
Seit Einführung der Mercator-Professur im Jahre 1997 konnte in jedem Jahr eine herausragende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu dieser viel beachteten Vortragsreihe gewonnen werden. Die bisherigen Inhaber der Mercator-Professur waren Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher, der Schriftsteller Siegfried Lenz, der Literatur- und Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts a.D. Prof. Dr. Jutta Limbach, der Filmregisseur Volker Schlöndorff, der Journalist und TV-Moderator Ulrich Wickert sowie der ehemalige Top-Manager Daniel Goeudevert.
Biographisches
Walter Kempowski wurde 1929 in Rostock geboren und noch im Februar 1945 als Luftwaffenkurier einberufen. Wegen Spionage wird er 1948 von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Acht Jahre später wird er vorzeitig aus dem Zuchthaus Bautzen entlassen. Mit 28 Jahren kann Kempowski 1957 das Abitur ablegen und an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen studieren. 1960 wird Kempowski Lehrer an einer Dorfschule bei Zeven.
1977 gewinnt ihn die Universität Essen als Gastdozent, einen Lehrauftrag für Fragen der Literatur-Produktion übernimmt Kempowski 1980 an der Universität Oldenburg und gründet das Archiv für unpublizierte Autobiographien. Ein Jahr später beginnen die Literaturseminare in Haus Kreienhoop. 1983 ist er Gastdozent an der Universität Hamburg und seit 1986 auch Herausgeber des Archivs für unpublizierte Autobiographien. 1994 gründet Kempowski ein Werk-Archiv in Rostock und erweitert es 1997 zu einer Sammlung Rostocker Schriftsteller. Seit 2003 ist Kempowski Honorarprofessor für Neuere Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Rostock.
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