Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

IAQ-Untersuchung zur aktuellen Tarifauseinandersetzung

Öffentlicher Dienst arbeitet bereits länger

[06.03.2008] In Deutschland arbeiten Beschäftigte des öffentlichen Dienstes heute deutlich länger als vor wenigen Jahren. Die von den Arbeitgebern in der aktuellen Tarifauseinandersetzung angestrebte Arbeitszeitverlängerung auf 40 Wochenstunden ist bereits Realität, stellt das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni fest. „Deutschlands öffentlicher Dienst ist drauf und dran, bei den Arbeitszeiten zum Spitzenreiter Westeuropas aufzusteigen“, erklären Dr. Angelika Kümmerling und Dr. Steffen Lehndorff von der IAQ-Forschungsabteilung „Arbeitszeit und Arbeitsorganisation“.

Das IAQ hat für seine Untersuchung die aktuellsten verfügbaren Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat ausgewertet. Demnach betrug im Jahre 2006 die geleistete tatsächliche Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten im deutschen öffentlichen Dienst durchschnittlich 40,2 Wochenstunden. Das bedeutet eine Verlängerung um eine halbe Stunde innerhalb von nur fünf Jahren. In diesen Zeitraum fielen die Arbeitszeitverlängerungen im öffentlichen Dienst der Bundesländer. Vor diesem Hintergrund geben die IAQ-Forscher zu bedenken: „Bei einer Verlängerung der tarifvertraglichen Arbeitszeit auf 40 Wochenstunden ist damit zu rechnen, dass die tatsächliche Arbeitszeit auf über 41 Stunden steigt. Da die längeren Arbeitszeiten in die Personalplanung eingearbeitet und in Stellenkürzungen umgesetzt werden, bestehen in der Folge noch weniger Chancen, die in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes wie z.B. den Krankenhäusern aufgelaufenen Überstundenberge abzubauen.“

Der öffentliche Dienst in Deutschland hat laut IAQ im Durchschnitt die zweitlängsten tatsächlichen Arbeitszeiten in Westeuropa und liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt von 39,6 Wochenstunden (siehe Grafik). Lediglich in Großbritannien und einigen der neuen EU-Mitgliedsstaaten wird im öffentlichen Dienst länger als in Deutschland gearbeitet. Dabei hat sich der Abstand zwischen den Arbeitszeiten in den öffentlichen Diensten Großbritanniens und Deutschlands von zwei Stunden im Jahre 2001 auf 45 Minuten 2006 verringert, so Lehndorff und Kümmerling.

Zugleich sind Arbeitszeiten im deutschen öffentlichen Dienst flexibler: Nach einer in 21 EU-Ländern durchgeführten Betriebsbefragung der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen haben 60 Prozent der Betriebe im öffentlichen

Dienst Deutschlands flexible Arbeitszeiten. Im öffentlichen Dienst der übrigen EU-Länder sowie im Mittel aller Branchen hierzulande sind es lediglich rund 50 Prozent.

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0209/1707-176, 0170-8761608, presse-iaq@uni-due.de

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