Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Bioimplantate auf dem Vormarsch
[04.09.2006] International, interdisziplinär, innovativ – so lauten die Schlagworte des Symposiums „Biomaterials 2006“. Vom 5. bis 8. September findet die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Biomaterialien unter der Schirmherrschaft des NRW-Ministeriums für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie in Essen statt.
Über 200 Teilnehmer aus den Bereichen Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie aus dem Gebiet der Biomaterialien und der regenerativen Medizin in der Industrie kommen zusammen, um sich über neue Materialien und Methoden in der Implantologie auszutauschen. Die Spitzenforschung auf dem Gebiet der Biomaterialien in NRW – mit Schwerpunkten in den Universitätsstädten Essen, Bochum und Aachen – wird durch den Besuch von Gästen aus 19 Ländern unterstrichen.
Diskussionsthemen der „Biomaterials 2006“ sind neue Materialien für den Einsatz im menschlichen Körper. Materialien, aus funktionalisierten und nanostrukturierten Elementen, die in der organentwickelnden Gewebekultur eingepflanzt werden können. Ein Höchstmaß an Innovation ist hier von den Wissenschaftlern gefragt, denn sie müssen Dimensionsskalen von der Molekül- und Nanostruktur bis hin zum fertigen Implantat überbrücken. Ein Anspruch, der die Biomaterialforschung im Jahr 2006 in Umbruch bringt.
Auf dem ersten Essener Biomaterialsymposium vor neun Jahren wurde erstmals die Funktionalisierung von Knochenimplantaten mit dem Wachstumsfaktor BMP-2, ein Kontrollmechanismus in der Organgenese, vorgestellt, auch bekannt als „Essener Bioaktive Oberfläche.“ Heute ist die Funktionalisierung von Biomaterialien mit Wachstumsfaktoren aus der Implantologie nicht mehr wegzudenken. In der Diskussion ist die nächste Generation von intelligenten Biomaterialien, die in Verbindung mit nanotechnologischen Ansätzen unabsehbare Möglichkeiten bieten. Neue Wege in der Biomaterialforschung wurden ebenfalls mit dem „Bochumer Schädelimplantat“ beschritten: Durch die Entwicklung so genannter Hybrid-Materialien aus organischer und anorganischer Zusammensetzung konnte die Schließung von Schädeldefekten eingeleitet werden. In Aachen entstanden steuerbare multifunktionelle Biomaterialien.
Ein weiteres Gebiet, über das auf der „Biomaterials 2006“ erstmals berichtet wird, ist die mögliche Schädigung des Knochens durch eine Blutmangelversorgung während der Operation und die Entstehung beziehungsweise Therapie eines so genannten Reperfusionsschadens, d.h. wenn ein Gewebe eine gewisse Zeit nicht durchblutet und dann erneut mit Blut durchströmt wird. Diese und weitere innovative Ansätze aus Deutschland werden in bezug auf aktuelle Ergebnisse und neue Ansätze aus den USA, Kanada und Frankreich diskutiert. Mit der Veranstaltung soll ein intensiver Gedankenaustausch angeregt werden zwischen Spitzenforschern und Nachwuchswissenschaftlern, die die Neuentwicklungen in den kommenden Jahrzehnten bewirken und tragen werden.
Deutlich wird die Bedeutung der Implantologie vor allem in der Orthopädie und in der Zahnmedizin: In Deutschland werden jährlich über 150 000 metallische Großimplantate im Wert von rund 250 Millionen Euro im orthopädischen Bereich eingesetzt. Im Zahnbereich sind es etwa 250 000 Implantate im Wert von rund 50 Millionen Euro. Die medizinische und wirtschaftliche Dimension der Implantologie wird hier deutlich und unterstreicht die Notwendigkeit für intensivere Anstrengungen in der Grundlagenforschung, damit so die
Implantatversorgung der Bevölkerung verbessert werden kann.
Alle Pressemitteilungen der UDE finden Sie unter:
http://www.uni-due.de/de/presse/pm.php