Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Unter Duisburg-Essener Regie: Handbuch der Soziolinguistik

Mammutwerk neu aufgelegt

[04.09.2006] Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein sehr hochpreisiges wissenschaftliches Buch, weil vergriffen, neu aufgelegt wird. So geschehen mit dem zunächst zweibändigen und jetzt dreibändigen Handbuch der Soziolinguistik*, das in völlig überarbeiteter Neuauflage erschienen ist. Das weltweit größte Handbuch zu Sprache und Gesellschaft entstand unter Regie des Duisburger Linguistik-Professors Ulrich Ammon. Umfassender als jede andere Veröffentlichung stellt das Werk in 257 Artikeln, geschrieben von rund 200 Autoren, die Disziplin auf 2.622 großformatigen Seiten dar.

Die erste Auflage des Handbuchs wurde trotz des Preises von über 1.000 Euro vollständig verkauft. Das weltweit in allen wissenschaftlichen Bibliotheken vorhandene Werk, mit überwiegend englisch- und einzelnen deutschsprachigen Beiträgen, stellt den weltweiten Forschungsstand zum Zusammenhang von Sprache und Gesellschaft und zu sprachlichen Problemen aller Länder der Welt dar. Dementsprechend sind Autoren rund um die Welt beteiligt; auch mehrere Linguistik- und Soziologie-Professoren der Universität Duisburg-Essen haben mitgewirkt.

Neben vielen theoretischen und methodischen Fragen werden zahlreiche praktische Probleme behandelt, zu deren Lösung die Soziolinguistik beiträgt

etwa wie sich die Kommunikation in vielsprachigen Ländern wie Indien oder Nigeria (mit über 1.500 bzw. 400 Sprachen) optimieren lässt, wie man Konflikte zwischen Sprachminderheiten und -mehrheiten abmildern kann, welche Lösungen, die politisch akzeptabel sind und praktisch funktionieren, sich für das Babylon der EU anbieten. Es geht außerdem um die Fragen, welche Fremdsprachen für ein Land besonders wichtig bzw. welche für wen besonders schwierig sind, aber auch welche Vorteile sich einzelne Länder durch ihre Sprachenpolitik zu verschaffen versuchen.

Andere Autoren wiederum beschäftigen sich mit den Sprachproblemen von Flüchtlingen und Migranten, mit dem Abbau von sprachbedingten Schulschwierigkeiten oder untersuchen, wie Jugendliche ihre spezielle Identität ausdrücken. Geht es um Alltagskommunikation, dürfen natürlich auch diese Fragen nicht fehlen: Sind Frauen tatsächlich sprachlich zurückhaltender als Männer, und welche Schwierigkeiten haben sie deshalb? Wie lässt sich das Verständnis zwischen Patienten und Ärzten oder Angeklagten und Richtern verbessern? Wer wird durch welche Sprachprüfungen benachteiligt, und wie funktionieren die Überredungsversuche von Politikern?

Das Handbuch klärt, wer darüber entscheidet, was in einer Sprache richtig und was falsch ist, wie sprachliche Neuerungen entstehen und warum Sprachen oder Dialekte aussterben. Und auch das ist ein spannender Punkt: Was ist „Sprachindustrie”, und wer verdient daran?

Diese und viele andere Fragen erweisen sich nicht zuletzt deshalb als so kompliziert, weil sie unterschiedlich zu beantworten sind für verschiedene Sprachen, Kulturen, Länder und Regionen. Das Handbuch der Soziolinguistik deckt sie weltweit systematisch ab. Südamerikaner finden ebenso detaillierte und wissenschaftlich abgesicherte Antworten auf diese Fragen wie Ostasiaten, Afrikaner, Australier oder Europäer.

*Ammon, Ulrich / Dittmar, Norbert / Mattheier, Klaus J. / Trudgill, Peter:
Sociolinguistics / Soziolinguistik.
An International Handbook of the Science of Language and Society / Ein internationales Handbuch zur Wissenschaft von Sprache und Gesellschaft, 3 Bände, de Gruyter, 2004/2005/2006

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429

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