Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

UDE: Mercator-Professur 2006

Necla Kelek

[01.09.2006] Dr. phil. Necla Kelek ist die neue Inhaberin der Mercator-Professur an der Universität Duisburg-Essen. Die bekannte Publizistin (u.a. „Die fremde Braut“) wird im kommenden Wintersemester zwei öffentliche Vorträge an den beiden Uni-Campi halten: in Duisburg am 16.11. und am 18.1.07 in Essen. Thematisch geht es beim ersten Termin um „Islam, Religion und Politik: eine Religion als politische Bewegung“ sowie um „Islam, Religion und Reform: Anmerkungen zur Integration einer Religion in die Demokratie“ beim zweiten. Beginn ist jeweils um 18 Uhr im Audimax am Campus Duisburg bzw. Essen.

Necla Kelek hat in Deutschland Volkswirtschaft und Soziologie studiert und über das Thema „Islam im Alltag“ promoviert. Sie forscht zum Thema Parallelgesellschaften und berät u. a. die Hamburger Justizbehörde zu Fragen der Behandlung türkisch-muslimischer Gefangener. Im November 2005 wurde sie für ihr Engagement mit dem Geschwister-Scholl-Preis der Stadt München ausgezeichnet. Am 24. September erhält sie für ihr jüngstes Buch „Die verlorenen Söhne“ den internationalen Sachbuchpreis CORINE 2006.

Nachdem Necla Kelek im letzten Jahr mit ihrem Buch „Die fremde Braut“ eine heftige Debatte über arrangierte Ehen und Importbräute und die gescheiterte Integration der Türken in Deutschland entfacht hat, wendet sie sich in „Die verlorenen Söhne“ der anderen Hälfte der traditionell türkisch-muslimischen Gesellschaft zu: den Vätern, die als Patriarchen das Leben der Familie bestimmen, den Söhnen, die sich von den Müttern vorschreiben lassen, wen sie zu heiraten haben, und den Brüdern, die ihre Schwestern kontrollieren und bestrafen. Anhand von Lebensgeschichten muslimischer Männer – vom Mörder bis zum Vorbeter einer Moschee –untersucht Necla Kelek das auf Ehre, Schande und Respekt, tatsächlich aber auf Gehorsam und Gewalt aufgebaute System der traditionell türkisch-muslimischen Erziehung.

Mit der Mercator-Professur soll das wissenschaftliche Vermächtnis des berühmten Duisburger Kartographen und Universalgelehrten aus dem 16. Jahrhundert wachgehalten werden. Zentrales Kriterium für die Vergabe der Mercator-Professur ist Weltoffenheit und Weitblick für die wichtigen Zeitfragen. Die bisherigen Inhaber der Mercator-Professur waren Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher, der Schriftsteller Siegfried Lenz, der Literatur- und Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts a.D. Prof. Dr. Jutta Limbach, der Filmregisseur Volker Schlöndorff, der Journalist und TV-Moderator Ulrich Wickert, der ehemalige Top-Manager und Autor Daniel Goeudevert, der Schriftsteller Walter Kempowski sowie Bundespräsident a.D. Dr. Richard von Weizsäcker.

Koordiniert wird die Mercator-Professur durch das Zentrum für Interdisziplinäre Studien an der Universität Duisburg-Essen.

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel 0203/379-2430

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