Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Arbeit und Europas Krise
[19.06.2012] „Die Krise europäischer Beschäftigungsmodelle und aktuelle Entwicklungstendenzen von Arbeit und Arbeitszeit“ sind Themen einer Fachtagung, die das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen am 19. Juni anlässlich des Eintretens von Dr. Steffen Lehndorff in den Ruhestand veranstaltet. Der Arbeitsmarktforscher prägte zwei Jahrzehnte lang wichtige Forschungsbereiche des Instituts und leitete die IAQ-Forschungsabteilung Arbeitszeit und Arbeitsorganisation.
In seinem Vortrag befasst sich Lehndorff mit den Perspektiven Europas nach den jüngsten Wahlen in Griechenland und hebt die Quintessenz seines jüngsten Buchs hervor: Die Währungsunion zwinge dazu, die Überschüsse der einen strategisch einzusetzen, um andere leistungsfähiger zu machen. Lehndorff: „Fiskalpakt, Abbau öffentlicher Dienstleistungen und deregulierte Arbeitsmärkte sind schlecht für die wirtschaftliche, demokratische und soziale Zukunft Europas. Einige Länder spüren das jetzt schon dramatisch, und auf Deutschland wird das bitter zurückschlagen. Wenn der Euro helfen soll, Europa zusammenzuführen und nicht auseinander zu treiben, dann muss Solidarität an die Stelle nationaler Borniertheit und neoliberalen Dogmatismus treten.“ Steffen Lehndorff wird auch im Ruhestand weiterhin im Institut Arbeit und Qualifikation als Research Fellow mitarbeiten.
Der gebürtige Berliner promovierte Ende der 1970er Jahre über Gewerkschaften und Tarifpolitik. Nach mehr als einem Jahrzehnt hauptberuflicher Arbeit in verschiedenen politischen Funktionen kehrte er 1990 in die sozialwissenschaftliche Forschung zurück. 1992 trat er in das Institut Arbeit und Technik im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen ein und übernahm dort die Leitung des Bereichs Arbeitszeitforschung. Seit dem Jahresbeginn 2007 war er Abteilungsleiter „Arbeitszeit und Arbeitsorganisation“ des neu gegründeten Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf die Veränderung der Arbeitszeit- und Beschäftigungsstrukturen sowie der industriellen Beziehungen im internationalen Vergleich.
Das Programm der Tagung am Campus Duisburg führt durch die Breite der Forschungsinteressen von Lehndorff: Die von Finanzmärkten und Politik getriebene Krise europäischer Beschäftigungsmodelle beleuchten die Professorinnen Jill Rubery aus Manchester und Annamaria Simonazzi aus Rom, die auch zu dem kürzlich von Lehndorff herausgegebenen Buch „Ein Triumph gescheiterter Ideen - Warum Europa tief in der Krise steckt“ beigetragen haben. Die Entwicklung der Regulierung und Organisation von Arbeit und Arbeitszeiten steht im Mittelpunkt des zweiten Teils der Veranstaltung. Langjährige Mitarbeiterinnen referieren zu Dienstleistungsarbeit, Arbeitszeiten in Europa, Arbeitsbeziehungen in Deutschland und zum Thema „Autonomie – vom Allheilmittel der Arbeitsgestaltung zum Auslöser postmoderner Selbstausbeutung?“
Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170 / 87 61 608, claudia.braczko@uni-due.de
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