Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Prof. Lothar Zechlin verabschiedet sich
[13.07.2012] „Ein Leben mit erfolgreich scheiternden Reformen“ war das Motto der „streng wissenschaftlichen Abschiedsfeier“ von Prof. Dr. Lothar Zechlin, der die Universität Duisburg-Essen (UDE) von 2003 bis 2008 als Gründungsrektor leitete und jetzt offiziell seinen Ruhestand als Hochschullehrer einläutete.
Der Jurist und Hochschulmanager lud zwei amtierende Hochschulrektoren, wissenschaftliche Grenzgänger und Reformmitstreiter in Deutschland und Österreich ein, um im fröhlichen Dialog Antworten auf die Frage zu finden, ob eine Reform erst dann erfolgreich sein kann, wenn sie scheitert, wie es Prof. Norman Paech in seiner Ansprache formulierte. In seiner Rede auf sich selbst beschrieb Zechlin („Ich kenne ihn schließlich am besten“) heiter-vergnüglich seine verschiedenen beruflichen Stationen, die er immer rechtzeitig verlassen habe („ich machte mich rechtzeitig vom Acker“), bevor die von ihm (mit-)eingeleiteten Reformen aus den verschiedensten Gründen scheitern mussten.
Zechlin studierte zunächst Rechtswissenschaft in Marburg, München und Bonn, promovierte in Bonn und legte in Hamburg das 2. Juristische Staatsexamen ab. In reformbewegten Zeiten folgten Assistentenjahre am Interdisziplinären Zentrum für Hochschuldidaktik der Uni Hamburg. 1980 übernahm Zechlin eine Professur für Öffentliches Recht an der (später mit der Uni Hamburg fusionierten) Hochschule für Wirtschaft und Politik, zu deren Präsident er 1991 gewählt wurde. Zwei Jahre nach seiner Bestätigung in diesem Amt wurde er 1999 Rektor der Karl-Franzens-Universität in Graz und brachte tiefgreifende Modernisierungsprozesse in Gang. Kurz nach seiner Wiederwahl in Graz übernahm er 2003 das Amt des Gründungsrektors der fusionierten Universität Duisburg-Essen. „Wenn es hier nicht zu einem Scheitern kam, dann deshalb, weil hier einiges gründlich anders angegangen wurde.“
Zu Zechlins unbestreitbaren Verdiensten gehört die Planung und schrittweise Umsetzung des Fusionsprozesses „mit eingebauten Reflektionsschleifen“. So wurden bis heute tragfähige Strukturen geschaffen, die der UDE ihre heutige Position unter den zehn größten Unis bundesweit erst ermöglicht hat, so Rektor Radtke in seiner Ansprache. Er erinnerte auch an die Worte Zechlins anlässlich der Rektoratsübergabe 2008: „Als Wissenschaftler lebt man davon, die Komplexität der Probleme zu erhöhen, sie auszudifferenzieren. Als Praktiker lebt man davon, sie zu vereinfachen, denn man muss irgendwann Entscheidungen treffen.“ Darin sei Zechlin ein unnachahmlicher Meister: den Kern hochkomplexer Sachverhalte präzise zu erkennen, auf den Punkt zu bringen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu ziehen.
2008 übernahm Zechlin eine UDE-Professur für Öffentliches Recht in der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften. 2012 wäre er beinahe zum Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz gewählt worden. Dekan Prof. Karl-Rudolf Korte bedauerte in seinem Grußwort das Ausscheiden des „fröhlich-penetranten Mutmachers, der selbst die größten Unterschiede zusammenbringt“. Wenngleich er es ihm als Dekan in gemeinsamen Gremiensitzungen nicht gerade leicht gemacht habe. So manchen mühevoll gefundenen Konsens habe er schöpferisch-konstruktiv gern noch kurz vor Ende der Sitzung zum Einsturz gebracht. Korte: „Es war ein wunderschöner Dauerstresstest, mit ihm zusammenzuarbeiten.“ Als gefragter Gastdozent bleibt Zechlin der UDE erhalten: „Ich freue mich darauf, auch künftig mit Studierenden gemeinsam zu arbeiten und zu lernen.“
Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430
Prof. Zechlins Rede steht Ihnen im Volltext als Datei im PDF-Format zum Download bereit unter:
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