Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Mitten in der Notaufnahme
[18.07.2012] Manchmal geht es um Sekunden. In der Notaufnahme müssen Ärzte extrem schnell entscheiden. Doch oft gibt es keine festen Regeln, was in welcher Reihenfolge getan werden muss. Checklisten und eine standardisierte Kommunikation können helfen, menschliche Fehler zu vermeiden. In diese komplexe Welt tauchen jetzt angehende Wirtschaftspsychologen der Universität Duisburg-Essen (UDE) ein: Im Praxisprojekt „MedCheck“ untersuchen 14 Studierende die Abläufe im Florence Nightingale Krankenhaus der Diakonie Kaiserswerth.
Rund 30.000 Patienten kommen pro Jahr dorthin – das sind mehr als 80 pro Tag. Ärzte und Pfleger stehen vor zwei großen Herausforderungen: der Patientensicherheit und der Prozessoptimierung. Sie arbeiten unter Zeitdruck und sollen mit einer eventuell unsicheren Diagnose einschätzen, wer dringend versorgt werden muss. Keiner soll lange warten. Denn Verzögerungen können die Gesundheit der Patienten gefährden. Möglicherweise werden dann Behandlungsräume oder der OP nicht richtig genutzt und das Personal wird nicht optimal eingesetzt.
Die Nachwuchswissenschaftler stecken mitten im Bachelorstudium der Wirtschafts- und Organisationspsychologie und stehen derzeit täglich in der Notaufnahme des Düsseldorfer Krankenhauses. Hier beobachten sie, wie die Mediziner zusammenarbeiten. Um dabei Stärken und Schwächen zu erkennen, haben sie vorab etwa 80 unterschiedliche Experten interviewt, darunter Polizisten und Feuerwehrleute. Daraus wurden drei Beobachtungsbögen entwickelt, mit denen sich u.a. bewerten lässt, wie präzise die Kommunikation ist.
Schwierig wird es, wenn der Rettungsdienst jemanden einliefert, die Schicht wechselt und Patienten auf andere Stationen weitergeleitet werden. „Dann muss die Verantwortung klar geregelt sein – unsere Interviews mit verschiedenen Krankenhäusern zeigten, dass das stark variieren kann“, erläutert Dozentin Christiane Fricke-Ernst, die das praxisnahe Projekt betreut.
„Es ist besonders interessant, mit den Ärzten und dem Pflegepersonal zusammenzuarbeiten. Die Hilfsbereitschaft und das Interesse an unserer Studie sind enorm“, sagt Studentin Anika Haupt. Ihre Kommilitonin Violetta Baltes bestätigt: „Ich lerne zum ersten Mal in meinem Studium einen direkten Bezug zwischen theoretischem Wissen und praktischer Ausführung kennen und freue mich über die Erfahrungen, die ich sammeln kann.“
Noch bis August dokumentieren sie die Abläufe und erarbeiten dann Empfehlungen für den Klinikalltag. Ihre Ergebnisse sind bundesweit gefragt: Im September werden sie bei einer großen Tagung der DGINA (Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin) vorgestellt.
Weitere Informationen:
http://www.uni-due.de/wirtschaftspsychologie/Praxisprojekte.shtml
Christiane Fricke-Ernst, Tel. 0203/379-2343, christiane.fricke-ernst@uni-due.de
Redaktion: Katrin Koster, Tel. 0203/379-1488
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