Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

UDE-Soziologin untersuchte Doppelkarrieren

Job statt Liebe

[24.09.2012] Wie wirken sich Arbeitsalltag und Karriere auf die Beziehung aus – vor allem dann, wenn zwei Karrieren unter einen Hut zu bringen sind? Passend zur aktuellen Diskussion um Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist jüngst das Buch „Wenn Arbeit Liebe ersetzt“ von Prof. Dr. Christine Wimbauer erschienen. Die UDE-Soziologin befragte Paare und Arbeitgeber und untersuchte die Familien- und Sozialpolitik.

„Bei Doppelkarrieren haben beide Partner einen hohen Bildungsstand, sind stark berufsorientiert, arbeiten gern und viel“, erklärt die Autorin. „Daraus können Konflikte innerhalb der Beziehung entstehen. Oft ist nicht klar, wofür die Partner sich gegenseitig anerkennen und in welchem Verhältnis Liebe und Leistung stehen. Auch gibt es nach wie vor viel Ungleichheit: Haushalt und Kindererziehung bleiben häufig Frauensache. Und Elternzeit – egal ob er oder sie diese nimmt – bedeutet einen Karriereknick.“

Für ihre Untersuchung interviewte Wimbauer 10 Paare und ihre Arbeitgeber. „Schieflagen zwischen den Geschlechtern“ hat die Soziologin ausgemacht und gibt eine typische Gesprächssituation wider: „Sie sagt: ‚Wenn ich so aufdrehen würde wie du, dann könnten wir das hier komplett kippen.‘ Mit ‚das hier’ ist Paarbeziehung und Familie gemeint. Er ist jedoch ‚maximal absorbiert‘ durch seinen Beruf und hat keine Kapazitäten, um z.B. im Haushalt zu helfen.“

In der heutigen Arbeitswelt sind „die Selbstverwirklichungsversprechen zwischen den Geschlechtern ungleich verteilt“, so Christine Wimbauer, die auch dem Essener Kolleg für Geschlechterforschung der Uni angehört. „Frauen stoßen, besonders nach der Geburt von Kindern, oft auf Hürden, in der Arbeitswelt anerkannt zu werden. Einigen der Befragten wurde nach ihrer Elternzeit die Rückkehr auf ihre vorherige Position verwehrt. Dies führt nicht nur zu Einkommens- und Karriereeinbußen, sondern auch zu biographischen Krisen. Doch auch Vätern ist häufig ein familiäres Engagement erschwert, denn eine längere Elternzeit etwa gilt immer noch als karriereschädlich.“

Um eine Balance zwischen Arbeit, Familie und Beziehung zu ermöglichen, fordert die Professorin „andere Arbeitsbedingungen, bessere Möglichkeiten, Beruf und Familie zu vereinbaren, und insgesamt eine weniger zentrale Stellung von Erwerbsarbeit – für Frauen und für Männer.“

Wie viel Arbeit verträgt die Liebe? Eine Faustregel kann Christine Wimbauer nicht liefern. Sie warnt jedoch davor, dass der Job den kompletten Alltag dominiert und man sich ausschließlich über ihn definiert. „Denn in letzter Konsequenz“, sagt die Soziologin, „kann das berufliche Leistungsstreben auch die Liebe zwischen den Partnern (z)ersetzen.“

Die Autorin stellt ihr Buch am 3. Oktober beim Soziologie-Kongress in Bochum vor (9-11.45 Uhr). An der UDE spricht sie ebenfalls über das Thema, am 28. November in der Uni-Colleg-Reihe. Beginn ist um 19.30 Uhr in Hörsaal MD 162 am Campus Duisburg.

Christine Wimbauer: Wenn Arbeit Liebe ersetzt. Doppelkarriere-Paare zwischen Anerkennung und Ungleichheit, Campus Verlag, 2012, ISBN 978-3-593-39782-5
http://www.campus.de/wissenschaft/soziologie/Mikrosoziologie.40393.html/Wenn+Arbeit+Liebe+ersetzt.100497.html


Weitere Informationen:
http://www.uni-due.de/soziologie/wimbauer.php
Prof. Dr. Christine Wimbauer, Tel. 0203/379-2451, christine.wimbauer@uni-due.de

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