Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Mehr ehrenamtliches Engagement
[21.01.2008] Weniger der Faktor Zeit als die Erfahrung spielt eine große Rolle, wenn sich Bürger ehrenamtlich engagieren: Wer sich schon vor seinem 50. Lebensjahr für soziale Aktivitäten einsetzt, führt sein Engagement im Alter häufig weiter. Das zeigen Untersuchungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. "Wer Ältere für soziales Engagement gewinnen will, darf nicht erst beim Renteneintritt mit Aktivierungsprogrammen ansetzen", folgert Dr. Marcel Erlinghagen aus den Ergebnissen.
Dafür hat der IAQ-Wissenschaftler den Zusammenhang von Freizeit und sozialem Engagement anhand von Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), einer repräsentativen Wiederholungsbefragung von über 12.000 Privathaushalten in Deutschland, analysiert. Der Anteil ehrenamtlich aktiver Älterer ist danach in Westdeutschland in den letzten 20 Jahren von knapp 20 Prozent auf mehr als 30 Prozent gestiegen. Ähnlich entwickelten sich auch in Ostdeutschland nach der Wende die ehrenamtlichen Aktivitäten.
Im Bereich der Netzwerkhilfe, also bei unbezahlten Hilfeleistungen für Nachbarn, Freunde und Verwandte, stieg die Zahl der aktiven Senioren im gleichen Zeitraum von 27 auf 35 Prozent. Jüngere unter 50-Jährige zeigten hier allerdings erheblich höhere Zugewinne von 31 auf 49 Prozent. Insgesamt zeigt sich, dass Rentner deutlich seltener ehrenamtlich aktiv sind als zum Beispiel Erwerbstätige oder Arbeitslose. Nahezu 90 Prozent der Älteren ohne Ehrenamtserfahrung und 75 Prozent der Älteren ohne Hilfeerfahrung bleiben dauerhaft inaktiv. Haben die Senioren jedoch in den letzten fünf Jahren zuvor Erfahrungen mit sozialer, unbezahlter Arbeit gemacht, liegen die Inaktivitätsanteile mit 36 beziehungsweise 39 Prozent deutlich darunter. Ein guter Gesundheitszustand begünstigt die Aufnahme und Stabilität sozialen Engagements im Alter. Senioren mit höheren Bildungsabschlüssen übernehmen eher eine neue ehrenamtliche Aufgabe, sie beteiligen sich auch dauerhafter an unbezahlter Hilfe als weniger gut ausgebildete Ältere.
Die Untersuchung wurde in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin durchgeführt und von der Arbeitsgemeinschaft "Chancen und Probleme einer alternden Gesellschaft" der Deutschen Akademie Leopoldina und des Technikkonvents ACATECH
gefördert.
Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0209/1707-176
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