Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

13. Internationales CAR Symposium

Premium zahlt sich aus

[29.01.2013] Mehr als 1.100 Konferenz-Teilnehmer nutzten das breit gefächerte Informationsangebot des 13. CAR Symposiums der Universität Duisburg-Essen (UDE) am 29. Januar in Bochum. Mit 119 Unternehmens-Partnern, 1.121 Konferenzteilnehmern und einer Fachausstellung, an der 103 Firmen teilnahmen, hat das CAR Symposium in Bochum neue Rekordwerte erzielt. Für das Karriere-Sprungbrett Car-connects am 30. Januar werden 2.000 Studierende und Hochschulabsolventen erwartet. Car-connects damit ist die größte deutsche Karriere-Messe für die Automobilindustrie.

Im Mittelpunkt des Fach-Kongresses stand das weltweit boomende Geschäft mit Premium-Autos. Dieser Markt wird auch in Zukunft stärker wachsen als der gesamte Pkw-Weltmarkt, fasst Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der UDE, die wichtigsten Trends zusammen: „Produktinnovationen, Premium-Kleinwagen, Premium-SUV und die neuen Märkte in Asien sowie Russland sind die wichtigsten Wachstumstreiber.“ Die europäischen Premiumhersteller seien sehr gut im Wettbewerb um die Premiumkäufer positioniert, das zeigten auch die Diskusionen beim CAR-Symposium.

So stiegen die Verkäufe der deutschen Premiumanbieter von 3,5 Mio. Fahrzeuge im Jahre 2005 auf 4,9 Mio. Fahrzeuge in 2012. (vgl. auch Tab.). Das ist ein Zuwachs von 41 Prozent oder ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 5 Prozent. Demgegenüber ist der gesamte Pkw-Weltmarkt ist im gleichen Zeitraum lediglich um 22 Prozent oder mit 2,9 Prozent pro Jahr im Durchschnitt gestiegen.

Folgerichtig baut das Premiumsegment seinen Marktanteil stetig aus: Hatten die deutschen Anbieter im Jahre 2005 noch einen Anteil von 6,3 Prozent an den weltweit verkauften Premium-Pkw, stieg der Marktanteil bis zum Jahre 2012 auf 7,3 Prozent. „Für das Jahr 2020 erwarten wir einen Marktanteil von 8,7 Prozent. Dann werden die deutschen Premiumanbieter weltweit 7,5 Mio. Fahrzeuge verkaufen. Europäische Hersteller dieses Marktsegments erzielen mit 8,3 Mio. Verkäufen einen Marktanteil von 9,6 Prozent“, prognostiziert Dudenhöffer. Der Premiummarkt ist der Wachstumsmarkt par excellence.

Das Premiumwachstum fußt auf drei Säulen:
• Mit immer mehr neuen Modellen und Marken erobern Premiumfahrzeuge den Kleinwagenmarkt, zum Beispiel der Mini von BMW, der Audi A1 und ab 2014 der Smart Viersitzer.
• Das Angebot an sportlichen Geländewagen (SUV) mit Premiumcharakter wird immer größer. So hat BMW im Jahre 2009 den X1 neu im Markt lanciert, Audi in 2011 den Q3, Landrover den Evoque, der bald zusätzlich als Kompakt-SUV angeboten wird. Mini bringt den Countryman, Volvo hat seit 2009 den XC. Porsche führt demnächst den Macan ein und 2014 wird der Mercedes GLA, ein Fahrzeug auf der A-Klasse-Plattform, erwartet.
• Der dritte Pfeiler sind die neuen Märkte mit ihrer hohen Wachstumsdynamik.

„Bei Mercedes läuft die größte Produktoffensive unserer Geschichte“, betonte der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dr. Dieter Zetsche, auf dem 13. CAR Symposium. „Unser Portfolio wird breiter, jünger und grüner – und zwar entlang der gesamten Modellpalette. Um diese Vielfalt in Mercedes-typischer Qualität und zu wettbewerbsfähigen Kosten zu gewährleisten, spielen Kooperationen und Synergien eine wachsende Rolle. Mit Renault-Nissan haben wir dafür den richtigen Partner: Carlos Ghosn und ich konzentrieren uns voll und ganz auf konkrete Projekte; die bereits erzielten Fortschritte bestätigen uns in diesem Ansatz“, so Zetsche weiter. Durch die systematische Erweiterung des Produkt-Portfolios sowie deutliche Absatz-Steigerungen in den neuen Märkten will Zetsche mit Mercedes-Benz spätestens ab 2020 weltgrößter Premiumanbieter sein.

Wie wichtig die neuen Märkte für die Premiumanbieter sind, illustrieren die Verkäufe der deutschen Nobelhersteller in China. Mit 969.000 Fahrzeugen verkauften sie 2012 erstmals mehr Fahrzeuge in China als in den USA. Dort wurden 837.000 Fahrzeuge abgesetzt, in Deutschland 882.000. Damit erzielten die deutschen Premiumhersteller 7,3 Prozent Marktanteil in China. Besonders beeindruckend ist die Dynamik des chinesischen Markts. Zwischen 2005 und 2012 wuchsen die Verkäufe der deutschen Nobelmarken jährlich um 38 Prozent, während der gesamte Pkw-Markt in China über diese Zeitspanne jährlich nur um 23 Prozent stieg. Ein Ende der Wachstumsdynamik ist nicht absehbar. „Nach unseren Prognosen werden im chinesischen Automarkt um das Jahr 2020 mehr als 21 Mio. Pkw verkauft werden. Die deutschen Premiumhersteller dürften dann knapp zwei Millionen Neuwagen in China absetzen“, erwartet Dudenhöffer.

Für die schwedische Volvo Car Group, den neuen Vorstandsvorsitzenden Håkan Samuelson und den chinesischen Eigentümer Geely stellt der Markt China eine zentrale Herausforderung dar. Samuelson betonte im Bochum, dass Volvo in China nicht automatisch Erfolg habe, nur weil es eine chinesische Muttergesellschaft hat. „Es ist unsere eigene harte Arbeit, die dafür steht, dass wir in China unsere Ziele erreichen. Der erste wichtige Schritt dazu ist der Produktionsbeginn von Volvo-Fahrzeugen in unserem neuen Werk Chengdu in späteren Verlauf dieses Jahres“, sagte der Volvo-Chef Håkan Samuelsson beim 13. CAR Symposium in Bochum.

Der Automobilzulieferer Reifenhersteller Continental will in der Zukunft weiterhin schneller als der Gesamtmarkt wachsen. „Der europäische Automobilmarkt birgt nach wie vor Unsicherheiten, aber wir verfolgen gerade aus solchen Gründen unsere global ausgerichtete Strategie“, betonte der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart beim 13. CAR Symposium. Teil der Strategie ist neben der kontinuierlichen Effizienzsteigerung und Qualitätssicherung der schnelle Ausbau des Geschäfts, besonders in den aufstrebenden Märkten und in Amerika.

Hohe Bedeutung hat darüber hinaus die eigene Innovationsfähigkeit. „Sie ist eine der ganz großen Triebfedern für unser Wachstum und fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur", führt Degenhart aus. „Auch deshalb sind wir stolz darauf, als erster Automobilzulieferer eine Lizenz zur Erprobung hochautomatisierter Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen in Nevada erhalten zu haben. Als Systemlieferant sind wir bestens aufgestellt, um bis 2025 schrittweise das vollautomatisierte Fahren in bestimmten Fahrsituationen serienreif zu entwickeln“, ergänzt der Continental-Vorstandsvorsitzende.

Ein Highlight des Car Symposiums war die gemeinsame Diskussion der Vorstandsvorsitzenden der Renault-Nissan-Allianz, Carlos Ghosn, und der Daimler AG, Dr. Dieter Zetsche. Beide Spitzenmanager kennen und schätzen sich seit vielen Jahren. Das zwischen den beiden Unternehmensführen gewachsene Vertrauen ist einer der Voraussetzungen, um erfolgreich Kooperationsprojekte durchzuführen.

„Die bisherigen Kooperationsprojekte von Daimler und Renault zeigen, dass projektbezogene Partnerschaften und Einzelfallprüfungen ein besserer Weg sind als die ganz große Fusion“, fasst Konferenzleiter Ferdinand Dudenhöffer die Ergebnisse zusammen. Renault-Nissan hat mit seiner langjährigen Allianz sehr viele Erfahrung gesammelt, die zeigt, dass die Zusammenarbeit in Form eines Allianzmodells Flexibilität, Eigenständigkeit und Kostenwettbewerbsfähigkeit erlaubt. Es war übrigens das erste Mal, dass der Renault-Nissan Vorstandsvorsitzende auf einem Kongress in Deutschland gesprochen hat. Auch dies war ein Highlight des 13. CAR Symposiums.

Zahlreiche Diskussionen auf dem Kongress drehten sich um den konjunkturell sehr schwierigen europäischen Automarkt. In einer neuen Marktstudie geht das CAR-Institut davon aus, dass nicht zügig zum alten europäischen Verkaufsniveau zurückgekehrt werden kann. Dudenhöffer: „Die Erholung wird eher eine zeitzehrende Herkulesaufgabe.“ Auch in fünf Jahren werden in Westeuropa noch nicht wieder die Verkaufszahlen des Jahres 2011 mit 12,7 Millionen Pkw erreicht sein. Und das war beileibe kein Spitzenjahr, denn es wurden zwei Mio. Neuwagen weniger verkauft als in den „Normaljahren“. Damit steigt der Internationalisierungs-Druck in der Branche in den nächsten Jahren weiter an.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Tel. 0203/379-1111,
ferdinand.dudenhöffer@uni-due.de,
http://www.uni-due.de/car/car_13.php

Jan. Wortberg, Tel. 0203/379-3625,
jan.wortberg@uni-due.de


Redaktion:
Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430

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