Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Tiere und Pflanzen erobern die Stadt
[20.03.2013] Keine Betonwüsten. Ganz im Gegenteil: Unsere Städte gehören zu den artenreichsten Lebenswelten. Auf kleinstem Raum siedeln sich exotische Pflanzen an, wilde Tiere nutzen Straßen als Wanderkorridore, und Verkehrsmittel fördern die Ausbreitung neuer Arten. Dieser Dynamik sind sich die Teilnehmer einer Tagung an der Universität Duisburg-Essen (UDE) bewusst. Zum Thema „Urbane Biodiversität – regionale, nationale und internationale Aspekte“ treffen sie sich am 26. und 27. März.
Es ist ein weites Feld, für das sich u.a. Vertreter aus Planungsbüros, Naturschutzverbänden, Biologischen Stationen und Forschungseinrichtungen begeistern. Sie skizzieren in Vorträgen und Workshops, wie mannigfaltig die europäischen Ökosysteme sind. Um drei zentrale Themen geht es: Neobiota (nicht-heimische Arten), Brachflächen und urbane Gewässer.
Exotische Pflanzen – bekämpfen oder fördern?, ist eine der vielen Fragen. Wissenschaftliche Grundlagen werden diskutiert, denn mitunter sind diese „Neubürger“ auf Brachen, Halden und Verkehrsinseln höchst willkommen. So wächst hierzulande beispielsweise der Klebrige Alant, eine Pflanze aus dem Mittelmeerraum, die die trockenen Standorte der Halden mit als erstes besiedelt. Die 120 Fachbesucher lernen zudem, wie Wildtiere niederländische Städte erobern und was es mit der Spontanflora oder speziellen Blumenwiesen auf sich hat.
Im Ruhrgebiet entstanden wie in kaum einem anderen Ballungsraum Industriebrachen von über 10.000 Hektar, die heute einen erstaunlichen Artenreichtum aufweisen. Oftmals ist es „Natur auf Zeit“, denn ungenutzter Raum findet bald das Interesse von Wirtschaft und Stadtplanung. Wie kann man trotzdem der biologischen Vielfalt gerecht werden? Der Regionalverband Ruhr sichert Brachflächen, pflegt sie wie im Gleispark Frintrop und zeigt auf der Route Industrienatur, wie vielfältig und spannend solche Areale sind.
Denn Flora und Fauna lassen sich erfolgreich in eine moderne Stadtentwicklung integrieren. Das zeigt die Emscher, 100 Jahre lang Synonym für einen Schmutzwasserkanal, die heute aufwändig renaturiert wird. Ein eigenes Ökosystem entwickelt sich, mitten im Revier. Nicht nur die Wohn- und Lebensqualität wird dadurch erheblich verbessert: Durch das saubere Wasser nimmt die Zahl der Tierarten zu. Ungefähr 20 Prozent stehen sogar auf der Roten Liste; sie finden mittlerweile im Emschertal ein neues Zuhause.
Abschließend stellt eine Exkursion die Höhepunkte der urbanen Biodiversität im Ruhrgebiet vor: Sie führt u.a. zum Läppkes Mühlenbach, der durch den dicht besiedelten Essener Stadtteil Frintrop fließt. Zwischen 1989 und 1991 wurden 1,8 km des Oberlaufs von der Emschergenossenschaft renaturiert. Derzeit wird der Abschnitt bis zu seiner Mündung in Oberhausen umgestaltet und ökologisch verbessert.
Ausrichter der Tagung sind die Abteilung Aquatische Ökologie und das Zentrum für Wasser- und Umweltforschung der UDE, das Geographische Institut der RUB, die Emschergenossenschaft, der Lippeverband, die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet und der Regionalverband Ruhr.
Hinweis für die Redaktion:
Wir stellen Ihnen das Foto eines Klebrigen Alants zur Verfügung, das unter Nennung des Bildnachweises ausschließlich in Zusammenhang mit dieser Tagung genutzt werden kann (Fotonachweis: Linda Trein): http://www.uni-due.de/de/presse/pi_fotos.php
Weitere Informationen: http://www.urbane-biodiversitaet.de
Dr. Michael Eisinger, Tel. 0201/183-3890, michael.eisinger@uni-due.de
Redaktion: Katrin Koster, Tel. 0203/379-1488
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