Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Spalten soziale Dienste die Städte?
[28.03.2013] Auf Hochglanz getrimmt sind die Einkaufsmeilen der deutschen Großstädte. Wer hier oder im sanierten Stadtteil finanziell nicht mithalten kann, gerät immer mehr an den Rand der Gesellschaft. Auch öffentliche Angebote, etwa die der Drogenhilfe, werden aus den Innenstädten verdrängt. Gemeinsam mit der bisherigen Wohnbevölkerung wandern die Projekte der Gemeinwesenarbeit in ärmere Bezirke ab.
Mit 200.000 Euro fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) deshalb eine Studie an der Universität Duisburg-Essen (UDE), die anhand von Fallstudien in Stadtteilen von Dortmund und Hamburg die Frage beantworten will, in welcher Weise Soziale Arbeit an der zunehmenden Spaltung der deutschen Städte beteiligt ist und welchen Einfluss sie ihrerseits auf den städtischen Raum hat.
Projektleiter Prof. Dr. Fabian Kessl vom bildungswissenschaftlichen Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik an der UDE: „Angebote der Sozialen Arbeit stemmen sich den anhaltenden Abwertungsprozessen in den betroffenen Stadtteilen entgegen und versuchen auf verschiedene Weise den schleichenden Niedergang umzukehren.“ Das Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie dies im Detail geschieht. Wie stellen die sozialen Dienste den jeweiligen städtischen Raum mit her?
Fachpolitiker wie Berater setzten sich in den vergangenen Jahren häufig für eine Sozialraumorientierung der sozialen Dienste ein und konzentrierten diese Angebote vorzugsweise in den Stadtteilen, in denen viele Geringverdiener und Erwerbslose wohnen. Dahinter steht immer das Versprechen, dass solche Angebote die zunehmende Spaltung der deutschen Städte verringern können. Kessl: „Verblüffender Weise wissen wir aber nichts darüber, in welcher Weise die beteiligten Einrichtungen und Fachkräfte an den weiter andauernden Auf- und Abwertungsprozessen beteiligt sind – ja, welche räumlichen Vorstellungen diesen Angeboten zugrunde liegen. Oder auch welche Rolle der jeweilige städtische Raum für die Durchführung der alltäglichen Angebote spielt.“
Die Forscher befragen dazu Betroffene in Dortmund-Nordstadt und Hamburg-Altona; Stadtteile, denen die Politik einen hohen Entwicklungsbedarf zuschreibt. Hier begleiten sie Fachkräfte wie Nutzer sozialer Dienstleistungsangebote und lassen sich von ihnen schildern, wie sie die gegenwärtigen Veränderungsprozesse erleben und einschätzen. Die Studie soll damit systematische Aufschlüsse darüber ermöglichen, wie soziale Dienste selbst Auf- und Abwertungsprozessen mit in Gang setzen. „Das Projekt wird eine entscheidende Wissenslücke schließen und einen erheblichen Beitrag dazu leisten, die bestehenden Angebote adäquat weiterentwickeln zu können“, so Prof. Kessl.
Weitere Informationen:
Prof. Fabian Kessl, dfg_raumreproduktion@uni-due.de, Tel. 0201/183-6356, http://www.uni-due.de/biwi/kessl/dfg_raumreproduktion.shtml
Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430, beate.kostka@uni-due.de
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