Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Antidepressiva wirken anders
[04.09.2013] Innere Leere, Antriebsschwäche, Minderwertigkeits- oder Schuldgefühle – die Symptome einer Depression sind vielfältig und weit verbreitet: Bis zu zehn Prozent der Bevölkerung leiden einmal oder häufiger an dieser psychischen Erkrankung. Zur Behandlung werden in der Regel Antidepressiva eingesetzt, die meist erst nach einigen Wochen stimmungsaufhellend wirken.
Dass Antidepressiva anders wirken, als bislang angenommen, hat jetzt ein Forscherteam der Universität Duisburg-Essen (UDE) zusammen mit Kollegen der Universität Erlangen-Nürnberg herausgefunden. Die Ergebnisse der Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Erich Gulbins, Institut für Molekularbiologie des Universitätsklinikums Essen und Prof. Dr. Johannes Kornhuber (Erlangen) wurden kürzlich in „Nature Medicine“ veröffentlicht.*
Bisher ging man davon aus, dass Depressionen in erster Linie durch eine reduzierte Signalübertragung im Gehirn ausgelöst werden. Die üblichen Antidepressiva sollen diese Blockade an den neuronalen Kontaktstellen mit Botenstoffen aufheben.
Die Wissenschaftler fanden jetzt experimentell heraus, dass die therapeutischen Effekte von Antidpressiva auf einen anderen Wirkmechanismus zurückgehen: Entscheidend ist nämlich, dass die handelsüblichen Antidepressiva auch den Gehalt des Lipids Ceramid senken. Ist der Ceramid-Spiegel zu hoch, können sich nicht ausreichend Nervenzellen im Gehirn neu bilden, was schließlich eine Depression auslöst.
Antidepressiva hemmen eines der Schlüsselenzyme, die im Gehirn Ceramide bilden, wodurch die Ceramidspiegel sinken und sich neue Neurone bilden können. Diese neuen Erkenntnisse zur Wirkung von Antidepressiva könnten zur Entwicklung besserer Behandlungsmöglichkeiten endogener Depression führen.
* Nature Medicine: “Acid sphingomyelinase–ceramide system mediates effects of antidepressant drugs”, Erich Gulbins1,2, Monica Palmada1, Martin Reichel3, Anja Lüth4, Christoph Böhmer1, Davide Amato3, Christian P Müller3, Carsten H Tischbirek3, Teja W Groemer3, Ghazaleh Tabatabai5,6, Katrin A Becker1, Philipp Tripal3, Sven Staedtler3, Teresa F Ackermann7, Johannes van Brederode8, Christian Alzheimer8, Michael Weller5, Undine E Lang9, Burkhard Kleuser4, Heike Grassmé1 & Johannes Kornhuber3, doi: 10.1038/nm.3214
Weitere Informationen:
• Prof. Dr. Erich Gulbins, Institut für Molekularbiologie des Universitätsklinikums, Tel. 0201 723 3118, erich.gulbins@uni-due.de
• Prof. Dr. Johannes Kornhuber, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Universität Erlangen, Tel. 09131 85 34166, johannes.kornhuber@uk-erlangen.de
Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430
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