mauerschau ::: 1/2011 - Kulturklischee
Editorial
Liebe Leser,
um uns in unserem Alltagsleben zu behaupten, bedarf es einer für uns möglichst schnellen und genauen Beurteilung dessen, mit wem oder was wir es zu tun haben. Daher erstellen wir automatisch innere Taxonomien der Dinge in der Welt, die für uns wichtig sind, weil sie unser Lebensumfeld bedeuten. Aber haben diese Orientierungshilfen auch ihre Richtigkeit? Sich über etwas sein Urteil zu bilden mag gewiss wichtig sein, Menschen oder Dinge zu vor-verurteilen jedoch kann weitreichende Konsequenzen haben. Dieser Mechanismus führt oft vorschnell zu Kategorisierungen, im Volksmund auch „Schubladendenken“ genannt, davon kann sich kaum jemand freisprechen. Ein wachsames Augenmaß und die Bereitschaft, sich in seinen Ansichten dann und wann auch mal zu hinterfragen oder hinterfragen zu lassen, zählen deshalb bestimmt nicht zu den schlechtesten Eigenschaften.
Vorurteile begegnen uns nicht nur täglich, oft sind sie auch fest in unsere Wirklichkeit integriert und lassen sich nur schwer durchschauen, zumal eine wahrende Distanz nur selten freiwillig aufgehoben wird. Gerade das scheinbar Fremde wird so effektiv gemieden und ausgegrenzt. Schaut man aber über den eigenen kulturellen Tellerrand entpuppt sich so manches Gespenst als Schall und Rauch.
In der vorliegenden sechsten Ausgabe der mauerschau beschäftigen sich nun drei Autorinnen mit dem Thema Kulturklischee in Texten zu den Rheinlandklischees in Günter Grass Prosatexten, Intersubjektivität bei Feridun Zaimoğlu und Adel Karasholi.und den Roman Axolotl Roadkill von Helene Hegemann.
Zu entschuldigen bleibt zuletzt noch die Überschaubarkeit der Ausgabe und die arge Verzögerung, mit der anfangs nicht zu rechnen war. Wechsel und ein drastisches Schrumpfen der Redaktion haben leider dafür gesorgt, hinzu kamen einige technische Probleme. Zur Entstehung dieser mauerschau danke ich zuallererst den geduldigen Autoren, der Redaktion, dem wissenschaftlichen Beirat und dem Schirmherr Dr. Andreas Erb.
Bei der Lektüre gute Unterhaltung wünscht Ihnen
Sunke Janssen