Projekt 14
Nachfrage und Angebot moderner und modernisierungsrelevanter Qualifikationen insbesondere in Wachstumsbranchen NRWs
Eine Studie zur Verbesserung der Anpassungs- und Beschäftigungsfähigkeit im wirtschaftlichen Modernisierungsprozess
Gegenstand dieses Forschungsprojekts ist die übergreifende Fragestellung, welche modernisierungsrelevanten Qualifikationen für längerfristige Arbeitsmarktchancen kennzeichnend sind. Über den hier zur Diskussion stehenden zentralen Begriff der modernisierungsrelevanten Qualifikationen besteht in der wissenschaftlichen wie auch der öffentlich geführten berufs-bildungspolitischen Debatte weitgehend definitorische Unklarheit. Das Spektrum der formulierten zukunftsträchtigen Qualifikationen und Kompetenzen ist breit, vielfältig und zuweilen beliebig, eine systematisch kategoriale Strukturierung ist nur schwer möglich. Mit Bezug auf relevante industrie-, dienstleistungs- und berufssoziologische Befunde und Diskussionen haben wir uns mimetisch an Modernitätsanforderungen der Arbeit und Bestimmungsmomente für die Modernisierungsrelevanz von Qualifikationen angenähert und diese als Interpretationsfolie für die Auswertung der Stellenanzeigen vorbereitet. Abhängig von dem gewählten Untersuchungstypus "Stellenanalyse" liegt bei der Operationalisierung der Fokus der inhaltlichen Klärung auf den Kategorien "Branche", "Beruf", "Qualifikation" bzw. "Tätigkeitsfeld". Wie der Verlauf des wissenschaftlichen Diskurses in der Berufs- und Qualifikationsforschung zeigt, bezieht sich die Debatte um zukunftsfähige Qualifikationen zum einen auf die Ebene der beschäftigungsschaffenden Wachstumsbranchen und dort vor allem auf den Aspekt neuer Berufe. Zum anderen hat in diesem Kontext neben der Frage der berufsfachlichen Qualifikationen der Diskurs um überfachliche Qualifikationen einen Bedeutungszuwachs erfahren. Die Aufarbeitung fundamentaler Aspekte dieser Debatten galt es in dieser Untersuchung herauszuarbeiten. Darüber hinaus wurde die Entscheidung getroffen, vermittels einer Analyse von Stellenanzeigen der Frage modernisierungsrelevanter Qualifikationen nachzugehen. Stellenanzeigenanalysen können als Instrument der Früherkennung von Qualifikationserfordernissen eingesetzt werden.
Stellenanzeigenanalysen können in diesem Zusammenhang Auskunft geben über betriebliche Bedarfssituationen und entsprechend qualifikatorische Anforderungsprofile von noch zu besetzenden Arbeitsplätzen. Ausschnittweise werden komplexe Entwicklungen des beobachteten Arbeitsmarktes widergespiegelt. Zur Erschließung von Beschäftigungspotentialen ist die Erfassung von möglichst gegenwartsnahen Qualifikationen eine geeignet präventive Näherungsweise. Noch nicht ausgeschöpfte Potentiale von Beschäftigungsmöglichkeiten können so mittels Stellenanzeigenanalyse sichtbar gemacht werden. Auf sich abzeichnende branchenspezifische Trends in unterschiedlichen Industrie- und Dienstleistungsbereichen können qualifikationspolitische Entscheidungen und Maßnahmen getroffen werden. Jedoch nicht nur branchenspezifische Erkenntnisse über Qualifikationsstrukturen sind mit einer Stellenanzeigenanalyse zu destillieren, sondern auch branchenübergreifende Trends - wie bspw. die Dimension der Ausbreitung von Computeranwendungen in bisher dafür untypischen Branchensegmenten. Eine seismographische Bedeutung von Stellenanzeigenanalyse tritt nicht nur bei dem Ausfindigmachen von qualifikatorischen Elementen für anstehende Weiterbildungsprozesse auf, sondern gerade auch für konzeptionelle und entscheidungsrelevante Überlegungen in der beruflichen Ausbildung kann die empirische Datenbasis als hilfreiche Orientierung und Maßgabe dienen. Aussagen von Aktualität und Relevanz über bisher institutionalisierte Qualifikationen und geforderte — möglicherweise neu entstehende Qualifikationsbündel — können so generiert werden. Ein Gewinn ist dabei einerseits auf der Ebene von Berufsbildungspolitik und -planung, andererseits im Umfeld von bildungspraktischen Maßnahmen zu verzeichnen.
Das Projekt "Nachfrage und Angebot moderner und modernisierungsrelevanter Qualifikationen insbesondere in Wachstumsbranchen NRWs" wurde gefördert nach dem Programm "Qualifizierung, Arbeit, Technik, Reorganisation" — QUATRO aus Mitteln der EU und des Landes NRW.
Projektlaufzeit:
01.01.2000 - 31.12.2000
Projektleitung:
Prof. Dr. Rolf Dobischat
Projektmitarbeiter:
Veit Echterhoff
Bianca Goertz
Mandy Handschuch
Anja Küpper
Stefan Naevecke