Projekt 28
Virtuelles Institut zur Unterstützung Unternehmerischer Modernisierungsprozesse – VISUM
Ausgangslage und Ziele des Projekts
Duisburg weist trotz vorzeigbarer Erfolge im Prozess des strukturellen Wandels (z.B. logport Duisburg-Rheinhausen, Dienstleistungspark Innenhafen Duisburg, Call-Center-Standort Duisburg) nach wie vor vier strukturelle Kernprobleme auf, die zum Teil einander bedingen, die aber alle die Entwicklung ungleich schwieriger gestalten als in anderen vergleichbaren Regionen. Duisburg verzeichnet — bezogen auf die Einwohnerzahl — die niedrigste Arbeitsplatzdichte aller Großstädte Deutschlands. Die Arbeitslosenstruktur ist gekennzeichnet durch einen überdurchschnittlich hohen Anteil besonderer Problemgruppen des Arbeitsmarktes. Dies betrifft vor allem Arbeitslose ohne Berufsausbildung, Langzeitarbeitslose und Arbeitslose nichtdeutscher Herkunft. Die Branchenstruktur ist nach wie vor in starkem Maße vom Verarbeitenden Gewerbe und hier vor allem von der Eisenschaffenden Industrie geprägt, in der ungeachtet des massiven Arbeitsplatzabbaus der Vergangenheit noch immer jeder zweite Beschäftigte des Verarbeitenden Gewerbes und ca. jeder achte Beschäftigte insgesamt arbeitet. Problematisch ist auch die Betriebsgrößenstruktur. In Duisburg besteht eine ausgeprägte Mittelstandslücke — mit Zahlen zu belegen vor allem im Produzierenden Sektor: 3/4 aller Arbeitnehmer arbeiten in Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten (ca. 4% aller Unternehmen), 2/3 in Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten. In Duisburg fehlen vor allem die dynamischen KMU aus Wachstumsbranchen, deren positive Arbeitskräftenachfrage. einer Verbesserung der regionalen Arbeitsplatzbasis und zu einer nachhaltigen Entlastung des nach wie vor angespannten Arbeitsmarktes führen könnte. Vorrangiges Ziel der regionalen Strukturentwicklung ist deshalb vor allem (1) die verstärkte KMU-Ansiedlung in der Region und (2) die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der bereits ortsansässigen KMU. Vor dem Hintergrund der technologischen Entwicklung kommt dabei dem Faktor „Humankapital“ für die Sicherung und Entwicklung der unternehmerischen Wettbewerbsfähigkeit eine zentrale und wachsende Bedeutung zu. Damit rückt zugleich die nachfrageadäquate Qualifizierung von Personen sowohl innerhalb (Weiterbildung) als auch außerhalb des Beschäftigungssystems in den Mittelpunkt regionalpolitischer Förderstrategien. Bei einem insgesamt hohen Ausstattungsniveau hinsichtlich der materiellen Qualifizierungsinfrastruktur und umfangreichen Förderangeboten für Qualifizierungsmaßnahmen (insbesondere SGB III und ESF) muss gleichwohl der Focus bei solchen humankapitalorientierten Ansätzen zur Förderung von KMU zukünftig verstärkt auf der qualitativen Weiterentwicklung des regionalen Aus- und Weiterbildungssystems, d.h. auf der Verbesserung der immateriellen Infrastruktur, liegen: Den regionalen Informations-, Kommunikations- und Kooperationsstrukturen und -kanälen zwischen den Bildungsträgern auf der einen sowie zwischen ihnen und sonstigen Akteuren auf der anderen Seite.
Dem VISUM-Projektansatz liegt die These zugrunde, dass Defizite in der immateriellen Infrastruktur einen wesentlichen Hindernisfaktor bei der Ausschöpfung regionaler Qualifizierungs- und damit Beschäftigungspotentialeinsbesondere in KMU darstellen — sei es, dass Informationen nicht vorhanden sind oder sei es, dass sie zwar vorhanden, aber nicht (ausreichend) kommuniziert werden. Diese Informations-/Kommunikationsdefizite werden insbesondere hinsichtlich der Bereiche (1) „regionale Informationsangebote“, (2) „betriebliche Weiterbildungsnotwendigkeit“ und (3) „Qualifikationsbedarfe von KMU“ gesehen. Ziel des Projektes ist es vor diesem Hintergrund, diese Probleme durch die Erhöhung der Transparenz aus- und weiterbildungsrelevanter Informationen für Anbieter und Nachfrager in der Region durch die Initiierung betrieblicher Weiterbildungsaktivitäten in KMU durch Sensibilisierung, Motivation und Beratung die verbesserte Anpassung („Matching“) regionaler Qualifizierungsangebote an die betrieblichen Qualifikationsbedarfe abzubauen und dadurch Effektivität und Effizienz regionaler Unternehmensmodernisierungsstrategien wesentlich zu erhöhen.
Das Projekt unterliegt den Kriterien, dass es (1) innovativ (neue Lösungswege), (2) in seinem Kern nicht an die Förderdauer gebunden (Nachhaltigkeit), (3) regional übertragbar (landespolitischer Mehrwert), (4) praxisnah (unmittelbar verwertbar), (5) regional verankert (Konsens) ist, (6) einen Beitrag zum Gender Mainstreaming leistet sowie (7) Zusatzeffekte auslöst (keine Dopplung von Strukturen etc.).
Die Projektstruktur umfasst einen Projektverbund zwischen der UnternehmerverbandsGruppe (UVG), der Universität Duisburg-Essen (Fachgebiet Wirtschaftspädagogik/berufliche Aus- und Weiterbildung) sowie der Stadt Duisburg als Antragstellerin und Zuwendungsempfängerin. In die Projektstruktur eingebunden sind des weiteren intermediäre Institutionen mit KMU-Zugang sowie die im regionalen Beirat zusammenarbeitenden arbeitsmarktpolitisch relevanten Akteure der Region. Inhaltlich gesteuert wird das Projekt durch eine regionale Lenkungsgruppe, der neben den Akteuren des Regionalen Beirats u.a. auch die UnternehmensverbandsGruppe, die Landesberatungsgesellschaft GIB und das Rationalisierungskuratorium der deutschen Wirtschaft (RKW) angehören.
Laufzeit: 12.2001-07.2003
Publikation:
Rolf Dobischat/Veit Echterhoff (Hrsg.): Weiterbildungsmarkt, Fachkräftebedarf und betriebliche Modernisierung. Berichte und Erfahrungen aus einem Entwicklungsprojekt zur Unterstützung regionaler Kooperationsprozesse (VISUM) – am Beispiel der Stadt Duisburg)
Download des Abschlußberichtes (PDF, 3,2 MB)
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