Qualität von Kommunikationsprozessen

Thema: Analyse der Qualität von Kommunikationsprozessen in Kleingruppenarbeitsphasen und ihre Wirkung auf den Lernerfolg

Ziel dieser Studie war es den Einfluss der fachlichen Qualität von Schüleräußerungen in Kleingruppenarbeit auf den Lernerfolg zu untersuchen. Dazu wurden aufbauend auf den Ergebnissen aus dem vorangegangenen Forschungsprojekt „Prozessorientiertes Experimentieren in kooperativer Kleingruppenarbeit" zunächst die fachlichen Kommunikationsanteile in Kleingruppenarbeitsphasen mittels einer Reanalyse der bereits vorhandenen Videodaten untersucht. Zu diesem Zweck wurde ein Kategoriensystem entwickelt um detailliert die fachinhaltliche Qualität von Schüleräußerungen untersuchen zu können. Hierbei wurde die fachliche Richtigkeit, die Komplexität (Fakten- , Zusammenhangs- und Konzeptniveau) sowohl die dahinter stehenden kognitiven Prozesse (reproduzieren, selegieren, organisieren und integrieren) der Aussage berücksichtigt. Es wurde angenommen, dass sich die erfolgreichen Kleingruppen durch eine höhere Anzahl fachlicher Aussagen einer hohen Qualität auszeichnen, d.h. mehr fachlich richtige Aussagen, Aussagen einer hohen Komplexitätsstufe sowie höheren kognitiven Prozessen tätigen.

Zur Überprüfung des entwickelten Kategoriensystems wurden 10 Videos unabhängig voneinander durch zwei Rater kodiert. Die Beobachterübereinstimmung ist mit .82 < κ <.99 sehr gut. Die Analyse der Videodaten der erfolgreichen und weniger erfolgreichen Gruppen zeigte, dass sich erfolgreiche Gruppen durch eine höhere Anzahl richtiger Äußerungen, Äußerungen auf Zusammenhangsniveau und der höheren kognitiven Prozesse selegieren, organisieren und integrieren auszeichnen. Die Ergebnisse stimmten demnach mit den Annahmen überein.

In einem zweiten Schritt wurden die Instruktionen dahingehend überarbeitet, dass unter fachlichen Gesichtspunkten hochwertige Redeanteile zwischen den Gruppenmitgliedern gefördert werden. Dementsprechend wurden Binnenphasen eingeführt, in denen die Schülerinnen und Schüler explizit dazu aufgefordert wurden, Zusammenhänge zwischen wichtigen Fachbegriffen zu diskutieren. Die Lernwirksamkeit dieser veränderten Instruktionen wurde im Rahmen einer Interventionsstudie mit Hilfe von fachspezifischen Leistungstests geprüft. Die Interventionsstudie erfolgt über eine Dauer von fünf Unterrichtsstunden an 12 Gymnasien in NRW (N = 192 Schülerinnen und Schülern). Dazu wurden in der Interventionsgruppe drei der fünf Unterrichtsstunden mit überarbeiteten Materialien versehen. In der ersten Stunde wurden identische Materialien verwendet, um kontrollieren zu können, ob Unterschiede in der Kommunikation bereits von Anfang an vorhanden waren. In der letzten Stunde wurden ebenfalls die unveränderten Materialien in beiden Treatmentgruppen eingesetzt, um überprüfen zu können, ob mögliche Veränderungen der fachlichen Qualität der Schüleräußerungen auch nach Aussetzen der Instruktionen anhalten. Die Veränderung der Kooperations- und Kommunikationsprozesse wurde durch eine kategoriengeleitete, videobasierte Analyse der Verhaltensbeobachtungen erhoben.

Die Ergebnisse zeigen, dass in der ersten Stunde, in denen beide Treatmentgruppen identische Materialien erhielten, keine Unterschiede im Kommunikationsverhalten vorlagen. Für die zweite bis vierte Stunde zeigte sich jedoch, dass die Interventionsgruppe höchst signifikant   (p <.001) mehr Aussagen auf Zusammenhangsniveau der kognitiven Prozesse reproduzieren, selegieren, organisieren und integrieren tätigen als die Kontrollgruppe. Die veränderten Instruktionen erhöhen demnach die Qualität und den Umfang der fachlichen Äußerungen. Auch beim Weglassen der veränderten Instruktionen, konnten noch signifikante Unterschiede bezüglich der Aussagen auf Zusammenhangsniveau aller kognitiver Prozesse gefunden werden. Die Veränderungen halten also auch noch mindestens eine weitere Stunde nach dem Weglassen der Instruktionen an.

Zudem wurde überprüft, ob die Optimierung der fachlichen Aussagen auch mit einer Steigerung des Lernzuwachses einhergeht. Die Interventionsgruppe zeigte im schriftlichen Multiple-Choice Test zum Faktenwissen gegenüber der Kontrollgruppe keinen signifikanten Unterschied. Jedoch schneidet die Interventionsgruppe im Triadentest, welcher ein offenes Antwortformat hat und Zusammenhangswissen abfragt, signifikant besser ab (p < .001). Die Ergebnisse der schriftlichen Tests zeigen, dass durch die optimierten Kommunikationsanteile vor allem das komplexere und vernetzte Zusammenhangswissen gefördert werden konnte.

Projektlaufzeit

  • 2009 - 2011

Finanzierung

  • DFG-Projektstelle in der Forschergruppe „Naturwissenschaftlicher Unterricht“, Essen

Betreuer

  • Maik Walpuski & Elke Sumfleth

Dissertation

  • Rebecca Knobloch

Publikationen