Uni-Colleg - Sommersemester 2012

Jeweils mittwochs, 19.30 Uhr, Campus Duisburg, Raum MD 162

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18. April 2012: Prof. Dr. phil. Rolf Parr
Von Rumpelfüßlern, Sambatänzern und Prachtnelken. Nationalstereotypen in der Fußballberichterstattung

Nationalstereotype in der Fußball-Berichterstattung stellen Nationalmannschaften als individuelle Subjekte mit einem mehr oder weniger festen ›Charakter‹ dar. Dieser ist anscheinend in jedem einzelnen Vertreter und letztlich in allen Handlungen aller Vertreter einer Nation wiederzuerkennen: Die dem deutschen Fußball zugeschriebenen Merkmale ›Ordentlichkeit‹ und ›arbeitsamer Fleiß‹ (manchmal gepaart mit ›Rumpelfüßigkeit‹) manifestieren sich dann ebenso in ordentlichen Häusern, ordentlich gewaschenen Samstagsautos wie eben auch in einem ordentlich gespielten Fußball.

Solche Zuschreibungen entsprechen jedoch nicht tatsächlichen Eigenschaften, sondern sind vielmehr stets Konstrukte, die allerdings durch tatsächliche Ereignisse, Gewohnheiten und typische Handlungen motiviert sein können.

Der Vortrag zeichnet zunächst einige Grundlinien des Systems der Fußball-Nationalstereotype für die Zeit ab 2002 nach, um dann am Beispiel der WM 2010 nach Irritationen in den Zuschreibungen solcher nationalen Eigenschaften zu fragen. Die ergeben sich etwa dann, wenn eine Mannschaft mit dem Merkmal ›spielfreudig‹ plötzlich nur noch ›mauert‹, oder ein frankophoner Afrikaner für England spielt.