Sommersemester 2004
Georg Klein Gelesen, vergessen, erlebt! Literatur als Erfahrung
„Wenn nicht alles trügt, hat das Verfassen literarischer Texte mit dem Lesen literarischer Texte zu tun.“
Der in Ostfriesland lebende Autor veröffentlicht seit 1984 erzählende Prosa und avancierte mit seinem Roman „Libidissi“ (1998) zum Shooting-Star der deutschen Literaturszene. 1999 erhielt er den Brüder-Grimm-Preis und wurde 2000 für seinen Roman „Barbar Rosa. Eine Detektivgeschichte“ (2001) mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Nach dem Erzählband „Von den Deutschen“ (2003) erschien im Sommer 2004 sein neuer Roman „Die Sonne scheint uns“.
„Georg Klein ist einer der seltenen wirklich originellen Erzähler der deutschen Gegenwartsliteratur“, würdigt „Die Zeit“ den Gast-Poeten der Uni Essen.
Kreatives Schreiben? Mit einem gereizten "Ja, was für ein Schreiben denn sonst!" könnte man alle diesbezüglichen Fragen abschmettern - und täte sogleich der eigenen Kreativität, der eigenen Fantasie, unrecht damit.
Denn jede Fantasie, der wir unsere schönen, wahren und guten Einfälle und damit jedes poetische Produkt schulden, ist kein jähzorniger Hausdrachen, sondern eine Herrin, die es versteht, mit ihren Mägden pfleglich umzugehen.
Weltwissen und Texttechnik sind die Mägde der Fantasie. Das Schöpferische in uns bedient sich der niederen Arbeit dieser treuen Hausangestellten. Tag und Nacht schippt die eine Magd Unmenge wüster Informationen in die Öfen unseres Gedächtnisses, umso den blanken Schein unserer Weltkenntnis am Brennen zu halten. Eine schwere, eine entsagungsreiche Plackerei. Denn das Feuer des Wissens produziert Tonnen von Asche, all das Notwendig-zu-Vergessende, das die Magd noch neben dem Heizen möglichst diskret in die dunklen Hofkübel entsorgen muss.
Die Kurzgeschichten und Prosaskizzen, die Georg Klein während seines Essener Aufenthaltes an unserer Universität täglich zu früher Stunde im Kulturmagazin "Mosaik" von WDR3 zu Gehör brachte, können in den Essener Essenzen nachgelesen werden.