Nachruf auf Prof. Dr. Manfred Leppig
Nachruf auf Prof. Dr. Manfred Leppig
Mit Trauer müssen wir die Mitteilung bekannt machen, dass im Alter von 90 Jahren am 3. November der Kollege Prof. Dr. Manfred Leppig verstorben ist. Unsere Anteilnahme gilt seiner Tochter und den Angehörigen.
Seine Kindheit und seine ersten schulischen Prägungen erlebte er in Schlesien. Seine Ausbildung begann in einem Lehrerseminar (alter Prägung). Als Volksschullehrer und Hilfsschullehrer wechselte er bald zu einem Studium der Mathematik, Physik und Pädagogik an die Humboldt-Universität in Berlin, um dann Mitte der 50er Jahre an der Universität Münster im Westen dieses Studium abzuschließen. Hier legte er das Staatsexamen für das gymnasiale Lehramt ab und promovierte bei dem namhaften Prof. Dr. Behnke mit einem Thema aus der Funktionentheorie. Seine Referendariatszeit erlebte er in Münster und machte seine ersten Schritte als Assessor und Studienrat in Gelsenkirchen. Schon 1963 erfolgte die Berufung als Dozent für Mathematikdidaktik an die Pädagogische Hochschule Münster. Lehraufträge an Berufsschulen, Realschule und eine Bundeswehrfachschule ließen ihn sein Bild von dem, was Unterricht, Lehren und Lernen in den verschiedenen Kontexten bedeutet, verfeinern. 1969 erreichte ihn die Berufung als a.o. Professor an die PH nach Kiel und schließlich 1972 als H4 (C4)-Professor nach Duisburg auf die Nachfolgestelle von Herrn Professor Schlechtweg.
In Duisburg gehörte er zum Gründungsteam der Universität – Gesamthochschule – Duisburg. Hier hat er sich der renommierten Arbeitsmittelsammlung angenommen, die aufgrund der reichhaltigen Schätze weit über Duisburg hinaus Beachtung fand. In wissenschaftlicher Hinsicht begannen damals die Arbeiten über das von ihm entwickelte didaktische Stufensystem. Kam der Kollege doch ursprünglich aus der „Praxis”, so war es stets sein Bestreben, auch für die Unterrichtspraxis zu wirken. Hier ist unter anderem das Schulbuchwerk LERNSTUFEN MATHEMATIK zu erwähnen, das Ende der 70er Jahre begonnen wurde. Von ihm betreut wurde lange Zeit ein Autorenteam mit Regionalberatern für die einzelnen Bundesländer. Schließlich wären auch noch seine Tätigkeiten als Mitglied der Richtlinienkommission beim Kultusminister NRW und der Studienreformkommission unseres Landes beim Minister für Wissenschaft und Forschung NRW zu erwähnen. Von seinen Forschungen profitierten auch eine Handvoll Promovenden, die ihren Mentor auch später bis ins hohe Alter nie vergaßen. Er besaß eine beeindruckende soziale Kompetenz.
Er zählt er zu jenen Didaktikern, die 1994 die Jahrestagung für Didaktik der Mathematik nach Duisburg holten. Im Juli 1995 wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Noch elf Jahre – nach seinen Aufzeichnungen exakt 23 Semester – ist er wöchentlich von Münster nach Duisburg gefahren und hat Vorlesungen und Seminare gehalten.
Zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 2010 veranstaltete der Fachbereich Mathematik noch ein Festkolloquium. Seine beeindruckende Rede liegt dem Autor vor, es ist hier nicht der Platz, sie erneut zu zitieren, auch wenn seine damaligen Thesen aktueller denn je sind. Sie schloss damals mit einem Zitat aus dem Matthäus-Evangelium und spiegelte seine Haltung wider. ‚Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.‘
Der Autor ist dankbar, ihn als werten Kollegen gehaben zu haben. Er war pragmatisch, immer sachorientiert und für die Anliegen der Menschen, insbesondere der Studierenden offen. Der Autor sieht noch die Schlangen von Studierenden, die vor seinem Zimmer im fünften Stock des alten Gebäudes LG in Duisburg auf ein Gespräch mit ihrem Hochschullehrer warteten.
Der Trauerbrief schließt mit den Worten: Wir werden ihn sehr vermissen. Der Autor kann uneingeschränkt dieser Aussage beipflichten.
Günter Törner