Gerhard Mercator: Edition und Übersetzung seines Briefwechsels

Gerhard Mercator an Johannes Vivianus, (C) Stadthistorisches Museum Duisburg

Gerhard Mercators Briefwechsel

Von der umfangreichen Korrespondenz Gerhard Mercators (1512 - 1594) sind bis auf den heutigen Tag etwa 90 Briefe von und an den Gelehrten der frühen Neuzeit überliefert, weit mehr als 200 lassen sich nachweisen. Mercator unterhielt als Mitglied der "Republik der Gelehrten" Korrespondenzen mit Kollegen in ganz Europa. Damit war er Teil eines Netzwerkes, das Zugang zu den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen bot. Die Korrespondenz bietet dabei einen Einblick in die Arbeitsweise und das Wissensspektrum Gerhard Mercators. Über seine Briefpartner bezog er neues Wissen aus den Bereichen der Geographie, Theologie und Philosophie und konnte dieses mit bereits vorhandenen Wissensbeständen abgleichen.

Gerhard Mercator wurde im Jahre 1512 in Rupelmonde/Flandern geboren und starb 1594 in Duisburg. Die erste Schaffensphase in den spanischen Niederlanden umfasste die Herstellung von astronomischen Werkzeugen, Erd- und Himmelsgloben, sowie Karten von Palästina und Flandern, die herzförmige Weltkarte und eine Schrift zur Verwendung von Kursiven auf Landkarten. Mercator wurde im Jahre 1544 der Ketzerei angeklagt und verbrachte einige Zeit im Kerker des Schlosses Rupelmonde, bevor er freigelassen wurde. Acht Jahre später, im Jahre 1552, siedelte er nach Duisburg ins Herzogtum Jülich-Kleve-Berg über, wo er vermutlich an der geplanten Universität lehren sollte. In den kommenden vier Jahrzehneten verfertigte er neben vielen andernen Werken die Weltkarte von 1569, die in der nach ihm benannten Mercator-Projektion gezeichnet war. Erst nach seinem Tod wurde sein Hauptwerk, der Atlas, herausgegeben.

Die Briefe gelangten in verschiedene Archive und wurden vornehmlich durch belgische Historiker im 19. Jahrhundert aufgefunden und im Originaltext abgedruckt, erst mit dem Duisburger Mercatorforscher Heinrich Averdunk erfuhren sie auch breitere Aufmerksamkeit in Deutschland. Mit der Publikation der "Correspondance Mercatorienne" fand die Beschäftigung mit dem Briefwechsel 1959 ihren vorläufigen Abschluss; Maurice van Durme stellte einen Teil der Briefe erstmals in einer Publikation zusammen, ohne die Texte jedoch einer neuerlichen wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen.

Das Projekt setzt an dieser Stelle an und wertet zunächst die älteren Drucke und Publikationen des 19. und 20. Jahrhunderts aus und bezieht zur Erstellung eines wissenschaftlich gesicherten und einheitlichen Kriterien erarbeiteten Textes die Originale in den verschiedenen europäischen Archiven mit ein. Zusätzlich werden jüngere Entdeckungen und bisher unveröffentlichte Briefe in das Korpus aufgenommen. Diese editorische Arbeit wird durch die Übersetzung und Kommentierung der zumeist lateinischen und bisher unübersetzten Texte der Wissenschaft und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 

Förderung

Das Projekt wird mit 150.000 Euro durch die Stiftung Mercator gefördert und läuft bis Ende 2015.

Kontakt

Leiterin: Prof. Dr. Ute Schneider, Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

Bearbeiter: Nils Bennemann

Weiterführende Links

Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg: Das stadthistorische Museum Duisburg beherbergt in seiner "Mercator-Schatzkammer" nicht nur den letzten Briefwechsel Mercators, sondern auch seine Globen und eine umfangreiche Sammlung seiner Werke. Am "digitalen Kartentisch" kann man Konstruktion und Funktion der 1569er-Weltkarten erforschen.

Mercatormuseum St. Niklaas: Das belgische Mercatormuseum beherbergt ebenfalls eine stattliche Sammlung der Werke Gerhard Mercators.

Zur Biographie Gerhard Mercator: Gründliche Biographie Gerhard Mercators im "Portal Rheinische Geschichte" des Landschaftsverband Rheinland.

Erinnerungsort Mercator: Projekt des Hauptseminars "Erinnerungsort Mercator?" an der Universität Duisburg-Essen, das das Gedenken an Gerhard Mercator nicht nur in Duisburg untersucht hat.

Wilhelm Krücken: Die Website des Duisburg-Essener Ehrendoktors Wilhelm Krücken befasst sich nicht nur mit der Rekonstruktion der Mercatorprojektion von 1569, sondern bietet auch Übersetzungen von einigen Briefen Mercators und der praefatio des Atlas.