Geschlechter-Aspekte in biomedizinscher Forschung und klinischer Medizin
Geschlechter-Aspekte in biomedizinischer Forschung und klinischer Medizin Tumorpräventionsforschung
Leitung:
PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn, Zellbiologie
Krebs ist eine der führenden Todesursachen weltweit. Bösartige Tumoren gehören zu den „komplexen Erkrankungen“, Krankheiten bei deren Entstehung sowohl die genetische Veranlagung als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Interessanterweise entstehen viele Tumorerkrankungen, die nicht die Geschlechtsorgane betreffen, überwiegend bei einem Geschlecht. So kommen Schilddrüsenkarzinome etwa sechsmal häufiger bei Frauen als bei Männern vor. Andersherum entstehen Bronchialkarzinome fast dreimal öfter bei Männern. Es ist bis heute nicht klar, welche Einflussgrößen die Geschlechtspräferenz der Tumorentstehung bedingen. Einerseits ist vorstellbar, dass geschlechtsspezifische Umweltfaktoren wie z.B. durch Beruf, Freizeitverhalten, Ernährung, Umgang mit Genussmitteln, Präventionsverhalten gegenüber Krankheiten wichtige Determinanten sind. Man weiß aber auch, dass bei Männern und Frauen der Hormonhaushalt sehr verschieden ist, und dass - zum Teil infolgedessen - in ihren Organen viele Gene unterschiedlich aktiv sind.
Untersuchungen an Tieren, die unter kontrollierten Bedingungen gehalten werden, zeigen, dass auch hier ein geschlechtsspezifisches Risiko für verschiedene Tumorerkrankungen besteht. Diese Modellorganismen ermöglichen eine Gewichtung von Umwelt- und genetischen Faktoren im Hinblick auf das geschlechtsspezifische Krebsrisiko vorzunehmen und die determinierenden Gene zu identifizieren, um damit Ansatzpunkte für unterschiedliche Präventionsmaßnahmen bei Frauen und Männern zu finden.