Postkoloniale Kulturen und Literaturen im Englischunterricht
Vortrag von Prof. Dr. Maria Eisenmann, Englische Literaturdidaktik - 23. Mai 2013, 16 Uhr s.t., Bibliothekssaal, Campus Essen Postkoloniale Kulturen und Literaturen im Englischunterricht
In Zeiten von Globalisierungsprozessen, Migration und internationaler Vernetzung von Kulturen und Kommunikation steht der heutige Englischunterricht vor neuen Herausforderungen. Vor dem Hintergrund einer Diversität der global Englishes gibt es kein standardisiertes, kanonisches Englisch, das man unterrichten könnte, sondern multiple Englishes. Im Sinne des exemplarischen Lehrens und Lernens stehen Lehrkräfte mehr und mehr in der Pflicht, ferne anglophone Kulturen und deren Literaturen ergänzend und kontrastiv zu den Kernländern USA und Großbritannien zu behandeln. Darüber hinaus wird es Aufgabe der Lehrenden sein, sich sukzessive weitere anglophone Kulturräume zu erschließen und sich postkolonialen Kulturen und Literaturen zu öffnen. Doch gerade diese Horizonterweiterung von der Landeskunde zu den cultural studies bei gleichzeitiger Erweiterung zur globalen Perspektive wirft eine Reihe von offenen Fragen auf, da im Unterricht nicht alle anglophonen Länder gleich und auch nicht nach einer Art Proporzsystem behandelt werden können. Bei fortgesetzter Konzentration auf die Kernländer USA und Großbritannien bleibt allein schon hier die Frage, wie der Unterricht ein vernünftiges Verhältnis zwischen der Vermittlung von Hochkultur und Alltagskultur finden kann, zwischen Faktenwissen und Problematisierung. Im Zentrum des Vortrags steht daher die Forderung, dass im Unterrichtsalltag das Thema der Inter- und Multikulturalität, aber auch der Multiliteralität in stärkerem Maße als bisher berücksichtigt werden muss. Als grundlegende Beispiele für Multiliteralität dienen postkoloniale Texte, die als Reaktion auf den sich derzeit global vollziehenden Wandel und die Verschiebung des literarischen und kulturellen Eurozentrismus zu verstehen sind.