Die Entstehung der südafrikanischen Apartheidpolitik
Vortrag von Prof. Dr. Christoph Marx, Außereuropäische Geschichte - 13. Juni 2013, 16 Uhr s.t., Bibliotheksaal, Campus Essen Diversity Management der besonderen Art: Die Entstehung der südafrikanischen Apartheidpolitik aus der Sozialfürsorge
Mit der Entdeckung von Diamanten und Gold begann im späten 19. Jahrhundert in Südafrika der Industrialisierungsprozess. In seinem Verlauf blieben zunehmend auch weiße Farmer auf der Strecke, die ihr Land verloren und als Dauerarbeitslose von Saison- und Hilfsarbeiten lebten. Als nach der Weltwirtschaftskrise ihre Zahl dramatisch anwuchs, begannen weiße Intellektuelle, sich wissenschaftlich, publizistisch und politisch mit einem Problem zu beschäftigen, dessen Brisanz darin lag, dass weiße Armut in einem Land wie Südafrika nicht vorkommen durfte, um die von Weißen dominierte Herrschaftsordnung nicht zu gefährden. Am Beispiel des weißen Wissenschaftlers und späteren Politikers Hendrik Verwoerd soll der Zusammenhang von sozialstaatlicher Intervention, Selbstermächtigung weißer Experten und der beginnenden Apartheidpolitik aufgezeigt werden.
Der Vortrag wird zeigen, wie Verwoerd in seinem Engagment für die verarmten Weißen ein neues Konzept für einen starken, ins Privatleben der Bürger intervenierenden Sozialstaat vertrat. In seiner späteren Karriere als Apartheidpolitiker wandte er diese staatlichen Eingriffe in das gesellschaftliche Leben immer drakonischerer auf die schwarze Bevölkerungsmehrheit an. Das Ziel blieb aber im wesentlichen dasselbe: Die möglichst radikale Trennung der Lebenssphären von Weißen und Schwarzen sowie die Privilegierung der weißen Bevölkerung durch staatliche Intervention in die Wirtschaft sollte mittelfristig die Rehabilitation der armen Weißen durch die Beseitigung ihrer Armut sichern und langfristig das kulturelle, ökonomische und politische Überleben der weißen Minderheit sichern.