queering diversity
Vortrag von Dr. Lisa Mense, Sozialwissenschaften - 27. Juni 2013, 16 Uhr s.t., Bibliothekssaal, Campus Essen queering diversity: Ein Spannungsfeld zwischen Sichtbarmachung und Disziplinierung im Diversity-Diskurs
Seit den 1990er Jahren hat der Begriff queer in politischen und wissenschaftlichen Debatten an Bedeutung gewonnen. Queer fungiert zum einen als Sammelbegriff für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle sowie Transgender und Intersexuelle (LSBTI). Zum anderen kann queer bedeuten, zu stören bzw. zu beunruhigen, indem Identitätskategorien und gesellschaftliche Normen von Heterosexualität und von Zweigeschlechtlichkeit radikal angezweifelt und in Frage gestellt werden.
Diversity will die Vielfalt, Heterogenität und Unterschiedlichkeit von Menschen gestalten und fördern. Neben den Differenzkategorien wie Geschlecht, Ethnizität/Nationalität, Alter, körperliche und psychische Befähigung, Religion/Weltanschauung zählt auch die sexuelle Orientierung zu den in der Literatur oft genannten Diversitykategorien, die scheinbar gleichberechtigt nebeneinander stehen. Doch ein Blick sowohl in die wissenschaftliche Forschung als auch in die deutsche Unternehmenspraxis zeigt, dass sexuelle Orientierung im Diversity-Diskurs zumeist als „privater“ Aspekt unsichtbar und somit ausgeschlossen bleibt. Die Integration der Kategorie „sexuelle Orientierung“ im Diversity-Diskurs ist daher eine wichtige Forderung, die zugleich auch ihre Tücken hat.
Erfordert die Sichtbarmachung und Anerkennung queerer Lebensentwürfe ihre gleichzeitige Disziplinierung und verliert queer im Diversity-Diskurs damit seine Radikalität und seinen Nonkonformismus? Oder können queere Ansätze nicht gar dazu beitragen, neue Perspektiven im Diversity-Diskurs zu eröffnen. Der Vortrag wird diesen Fragen nachgehen und das Spannungsfeld zwischen Sichtbarmachung und Disziplinierung diskutieren.