Kolloquium "Habitus- und Milieuforschung"
Initiatoren und Leitung
Grundgedanke des überregionalen Kolloquiums ist es, Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ein Austauschforum zu bieten, die theoretisch und/oder empirisch mit dem Habitus- und Milieuansatz arbeiten. Geleitet wird das Kolloquium gemeinsam von Helmut Bremer (Universität Duisburg-Essen) und Andrea Lange-Vester (Hochschule Hannover).
Entstehungskontext
Andrea Lange-Vester und Helmut Bremer haben in einem größeren Forschungszusammenhang gearbeitet, der seit den 1980er Jahren unter der Leitung von Michael Vester, Peter v. Oertzen, und Heiko Geiling an der Leibniz Universität Hannover zahlreiche Studien zum gesellschaftlichen Strukturwandel und zum Wandel der sozialen Milieus durchgeführt hat. Auf theoretischer Ebene führte die Forschungsgruppe die Klassenkonzepte von Max Weber und der sog. englischen Kulturalisten (insbesondere von Edward P. Thompson) sowie Émile Durkheims Ansatz der gesellschaftlichen Arbeitsteilung mit Bourdieus Theorie von Habitus, sozialem Raum und gesellschaftlichen Feldern zusammen und entwickelte daraus ein eigenes Milieukonzept. In den letzten Jahren ist dabei die Bedeutung des Bildungswesens zunehmend in den Fokus gerückt und hat zahlreiche Untersuchungen und Fallstudien angeregt.
Im Zusammenhang mit ihren empirischen Untersuchungen hat die Forschungsgruppe (vor allem qualitative) Erhebungs- und Auswertungsmethoden für die typenbildende Habitus- und Milieuanalyse modifiziert und weiter entwickelt - insbesondere eine mehrstufige Gruppenbefragungsmethode (die sog. „Gruppenwerkstatt“) und ein Auswertungsverfahren zur Habitusanalyse („Habitus-Hermeneutik“).
Theoretischer Ansatz und Methoden wurden schon früh in die Lehre eingebracht und an Studierende vermittelt. Daraus sind bereits zahlreiche Abschlussarbeiten entstanden; inzwischen arbeiten auch eine Reihe von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern in unterschiedlichen Hochschulen und Forschungszusammenhängen mit dem Habitus- und Milieuansatz an Dissertationen und anderen Qualifizierungsarbeiten.
Zielsetzung des Kolloquiums und Arbeitsweise
Das Kolloquium ist als überregionale Austauschplattform gedacht und richtet sich an alle, die bereits länger mit dem Ansatz arbeiten oder die sich dieses Konzept in Auseinandersetzung mit eigenen Forschungsfragen erst neu erarbeiten. Sie alle sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Das Kolloquium ist ein Diskussionsforum; Fragen und Probleme hinsichtlich der Qualifizierungsarbeiten und Projekte können offen mit methodologisch und theoretisch sachkundigen Kolleginnen und Kollegen diskutiert werden.
Das Kolloquium findet regelmäßig zweimal jährlich an unterschiedlichen Orten statt. In ein- bis zweitägigen Workshops werden Promotionsvorhaben und andere Forschungsprojekte diskutiert oder auch empirisches Material aus den Arbeiten interpretiert. Das konkrete Programm orientiert sich jeweils an den Vorschlägen, Interessenlagen und Arbeitsständen der Teilnehmenden.