266 Studierende der Universität Duisburg-Essen (UDE) nehmen aktuell am Deutschlandstipendienprogramm teil. 266 Lebenswege werden dadurch gestärkt. Das gelingt nur, weil es Menschen gibt, die sich mit ihrem Kapital einbringen. Menschen wie Johannes Trum aus Oberhausen, der zunächst vier und nun zehn Stipendien finanziert. Aus gutem Grund.
Die Jugend ist unser Fundament, wir müssen sie fördern“, sagt der 79-jährige Unternehmer, der in seinem Berufsleben oft Talente begleitet hat. Trum selbst kommt aus einer Handwerkerfamilie. Er ist in Oberhausen aufgewachsen, besuchte parallel zu seiner kaufmännischen Ausbildung die Realschule, danach die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Finanzielle Unterstützung? Die gab es damals nicht. Umso wichtiger ist ihm heute, jenen zu helfen, die sonst vielleicht gar nicht studieren würden. „Denn es braucht beides: Praxis und eine solide Theorie.“
Über 50 Jahre war er Geschäftsführer bei der Evers GmbH in Oberhausen: Früher ein Ein-Mann-Betrieb, jetzt erfolgreicher Mittelständler mit 80 Beschäftigten, der u.a. Verpackungsstraßen und sichere Transporte von schweren Lasten konfiguriert. Hier setzte er sich für die duale Ausbildung ein, erkannte und stärkte individuelle Fähigkeiten.
„Chancengleichheit darf nicht vom Geldbeutel abhängen.“ Dies ist ein Leitmotiv der Johannes und Cordula Trum-Stiftung, die das Oberhausener Ehepaar vor zehn Jahren gründete und das auch Kunstschaffenden hilft. Zuerst arbeitete das Paar mit privaten Hochschulen zusammen. „Manche Kontakte mit den Studierenden bestehen bis heute und es ist wunderbar, dass sie ihre Träume verwirklichen. Eine Stipendiatin beschrieb uns, dass sie nach ihrem Masterabschluss vom ersten selbst verdienten Geld ihren Jugendtraum verwirklichen konnte. Eine Wanderung ins Himalaya-Gebirge bis zum Basis Camp“, berichtet Trum begeistert.
Talente und Region stärken
Als er auf der Webseite der UDE vom Stipendienprogramm las, war sofort klar, dass die Stiftung dabei aktiv werden muss. „So können wir Talente und zugleich die Region stärken.“ Es begann zunächst mit vier Stipendien, im laufenden Jahr sind es inzwischen zehn. Im persönlichen Austausch mit dem Team der UDE sagte Trum, dass er am liebsten angehende Wirtschaftsfachleute unterstützen möchte. Solche fachlichen Schwerpunkte oder der Wunsch, mehr Frauen in den Naturwissenschaften zu fördern, lassen sich realisieren.
Johannes Trum freut sich besonders auf den 19. Januar, denn dann treffen seine Frau und er zum ersten Mal die neuen Stipendiat:innen. Bei einem festlichen Abendessen an der Universität Duisburg-Essen. Es wird nicht die einzige Begegnung bleiben: „Alle meine Studierenden aus dem ersten Stipendienjahr habe ich wiedergesehen.“ Er lud sie in seinen früheren Betrieb und zum gemeinsamen Essen ein. „Ich war fasziniert von ihren klaren Zukunftsvorstellungen und ihrem Ehrgeiz“, erinnert sich der Förderer, der sich nicht nur als Geldgeber, sondern auch als Motivator und Zuhörer sieht.
„Sie studieren alle BWL – mein fachliches Zuhause – und können sich bei Fragen jederzeit an mich wenden. Meine Berufserfahrung und meine Kontakte sind manchmal hilfreich.“ Er lächelt bescheiden und betont: „Netzwerken ist heute nützlicher denn je.“ Und die richtigen Leute zusammenzubringen – das hat der engagierte Unternehmer schon immer am liebsten gemacht.
Viele Stipendiengeber:innen vermitteln Kontakte in die Wirtschaft, für Praktika oder Abschlussarbeiten. Der kulturelle Genuss kommt ebenfalls nicht zu kurz: So denkt der Oberhausener darüber nach, seine Gruppe im Sommer ins Klavierkonzert einzuladen. Eine weitere Idee, auf deren Verwirklichung sich Trum schon jetzt freut.
Hintergrund: Das Deutschlandstipendienprogramm gibt es seit 2011, seitdem nimmt auch die UDE daran teil, die zuvor bereits eigene Förderungen initiierte. Unternehmen, Stiftungen, Vereine oder Privatpersonen können mitmachen – sie geben mindestens ein Jahr lang 150 Euro im Monat pro Stipendium, also 1.800 Euro jährlich. Der Bund legt die gleiche Summe dazu, sodass besonders leistungsstarke Studierende monatlich 300 Euro erhalten.
Im Bild: Stipendiengeber Johannes Trum im Hochregallager der Evers GmbH – nicht nur hier hat er den Nachwuchs besonders gefördert.