Exkursionen im Rahmen mediävistischer Lehrveranstaltungen im SS 2017
16.08.17/Fotos: Buchseite, (c) SiegfriedMuseum; Xantener Dom und Hundsgugel, (c) privat
Exkursion nach Xanten: In der Heimat des Drachentöters, 28.–30.06.17
In der letzten Woche im Juni brachen wir auf, die Nibelungensage zu ergründen, ihre Wurzeln ebenso wie die Schatten, die sie warf. Unser Exkursionsleiter war Professor Dr. Martin Schubert (Germanistik/Mediävistik), der uns, sieben Studentinnen und einem Studenten des Seminars „Mythos und Mythenbildung“, mit Rat und Tat zur Seite stand. So erkundeten wir nach der Ankunft das beschauliche Städtchen Xanten, das einst Geburtsstätte des edlen Helden Siegfried gewesen sein soll, und erreichten nach kurzer Zeit das SiegfriedMuseum. Anke Lyttwin, die Leiterin des Museums, hatte uns eingeladen, dort im Kriemhildsaal zu tagen. Sie empfing uns mit offenen Armen, führte uns durch ihr Museum und nahm an unseren Sitzungen zur Geschichte und Rezeption des Nibelungenlieds teil. Sie kümmerte sich auch um unsere technischen und organisatorischen Belange und sorgte sogar für den einen oder anderen Snack und Getränke.
Die elf Vorträge der TeilnehmerInnen umfassten die Vorgeschichte des Nibelungenliedes in der nordgermanischen Mythologie, die Entstehungsgeschichte und den Aufbau des Werks sowie die Rezeption der Nibelungensage bis heute. So stellte Gunter Grimm, emeritierter Professor der Uni Duisburg-Essen, Nibelungenmotive in der Bildenden Kunst vor und auch sein Projekt „Nibelungenrezeption“, das weiterhin Mitarbeiter und Interessierte sucht (www.nibelungenrezeption.de).
Wir stellten fest, wie viel aus einem faszinierenden Werk wie diesem herauszulesen ist und sonnten uns in unseren neuen Erkenntnissen. Dementsprechend genossen wir es sehr, als Elisabeth Maas vom Stiftsmuseum Xanten uns einlud, das Museum zu besichtigen, und im Stiftsarchiv sogar in einem gesonderten Raum Zugang zu spätmittelalterlichen Handschriften zu erhalten, an denen wir unsere zuvor erworbenen Analyse-Kenntnisse testen konnten. Da bekam man direkt Lust auf mehr.
Doch Wissen allein macht nicht glücklich, also erkundeten wir die Stadt und nutzten insbesondere die Mittagspausen und Abendstunden, um mehr als nur die literarische Ebene zu sehen. Bei kühlen Getränken und Snacks wurde geplaudert und herumgealbert, wir planten gemeinsame Einkaufsmärsche, lernten einander besser kennen. Wir genossen die lockere Atmosphäre nach getaner Arbeit sehr. Höhepunkte der Exkursion waren da vor allem die beiden Abende in der Jugendherberge. Beim Brettspiel „Spiel des Strebens“ erkundeten wir unseren Weg in die Wissenschaft, bei dem sogar eine alleinerziehende Mutter mit 450-Euro-Job und zwei unbezahlten Lehraufträgen es letztendlich schaffte, die heißersehnte Professur zu ergattern. Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist!
Beim Spiel „Werwolf“ hingegen beschäftigten wir uns eher mit non-verbaler und verbaler Kommunikation. Das Motto „Wenn Tote blicken könnten“ war nur eines der merkwürdigen Indizien, dass Bluff, unterschwellige Strategie und Nicht-wirklich-tot-Sein in diesem Spiel gang und gäbe waren. Fragen Sie uns bitte nicht nach dem suizidal verliebten Werwolf oder der lebensgefährdenden Aufgabe des Bürgermeisters …
Das letzte Glanzstück unserer Exkursion bildete schließlich das Konzert von Minnesänger Knud Seckel im Siegfried-Museum, der mit seinem außerordentlichen Talent, das Nibelungenlied, Parzival und andere Werke mit Harfe, Drehleier, Trommel und Gesang zu interpretieren, die gesamte Gruppe verzauberte und zum Mitsingen motivierte. Mit Wehmut fuhren wir anschließend heim, verabschiedeten uns voneinander und einigten uns direkt auf ein Nachtreffen – bis zur nächsten Exkursion …?
Besonderer Dank gebührt Frau Lyttwin und dem SiegfriedMuseum, Frau Maas und den Mitarbeitern des StiftsMuseums, Prof. Dr. Gunter Grimm und der QVM-Kommission, die diese Fahrt mit QVM-Mitteln ermöglicht hat.
Im Auftrag der Gruppe
Isabell Boyer