Wintersemester 2010/2011
Judith Kuckart Vom Leben mit dem Schreiben
„Wer drei Mal die gleiche Bar betritt hat ein Zuhause im Stehen.“
Das schönste Erzählen ist immer das Erzählen, mit dem man sich selber überrascht. Das hängt mit dem Schreibprozess zusammen, in dem manchmal die Worte schneller sind als die eigenen Gedanken, schneller als man selbst, also als der, der denkt. Lenken tut etwas anderes. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich nenne es Gnade. Zu arbeiten, bis man es schafft, dass das Geschriebene ein Licht zurück wirft, - ich glaube, deshalb schreibt man. Davon würde ich gerne berichten, auch darüber, wie man ein Leben führt, wenn man schreibt und wie man andere ermuntert, ebenfalls am Schreiben zu gehen.
Schreibwerkstatt
Frage: Was ist der Unterschied zwischen Prosa und szenischem Schreiben?
Antwort: Wir probieren dies aus anhand einer verbindlichen Vorgabe.
In unserer Werkstatt erstellen wir einzeln oder zu mehreren Autoren einen kurzen dramatischen Text - Arbeitstitel: Zwanzig Minuten.
- Zwanzig Minuten ist die Wartezeit in Sprechzimmern von Zahnärzten, an Bushaltestellen, im Restaurant.
- In zwanzig Minuten kann sich die Welt verändern, manche Kriege sind kürzer, zwanzig Minuten sind sieben Runden im Boxring.
- Zwanzig Minuten dauert eine Theaterpause, in zwanzig Minuten kann man vier Eier kochen.
- Zwanzig Minuten ist die Zeit, in der wir uns auf einen andern Menschen konzentrieren können.
- Sex dauert im Durchschnitt zwanzig Minuten ... und ein Einkauf im Supermarkt.
- Zwanzig Minuten dauert es, bis die Polizei kommt, zwanzig Minuten vergingen zwischen dem ersten und zweiten Einschlag der beiden Flugzeuge im World Trade Center am 11. September 2001.